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84 Psych. Studien XXXVII. Jahrgang. 2. Heft. (Februar 1910.)
Lodge mit Airs. Piper abgehaltenen Sitzungen, bei denen
teils durch den Mund des Mediums, teils durch dessen
automatische Schrift Mitteilungen erhalten wurden, die vorgeblich
von Edmund Gurney, Fred. Myers, Rieh. Hodgson
und einigen anderen „ Kontrollgeistern * herrührten. Der
andere Band berichtet auf 263 Seiten über die Sitzungen
mit Eusapia Paladino, unter Leitung der Herren Ev. Feilding
, W. W. Baggally und H. Carrington in Neapel, und
auf weiteren 9 Seiten im Auszuge über die von den Herren
Courtier und Youri^vitsch mit demselben Medium in Paris
veranstalteten Versuche.
Aus dem oben angegebenen Grunde soll hier keine
auszugsweise Schilderung der beobachteten Vorgänge unter-
nommen werden. Selbst ein möglichst ausführlicher Bericht
pflegt bei den Personen, die an den betreffenden Sitzungen
nicht teilgenommen oder nicht einmal ähnliche Beobachtungen
selbst gemacht haben, keine Uberzeugung hervorzurufen
. Und das ist nicht zu verwundern. Gestehen
doch die meisten Beobachter ein, daß es auch ihnen Mühe
macht, sich über die Wirklichkeit und Echtheit der Erscheinungen
ein festes Urteil zu bilden. Jedenfalls aber
sind ihre mit aller Vorsicht geäußerten Ansichten höchst
beachtenswert. — In den Sitzungen mit Mrs. Piper wurden
die mündlich und schriftlich von ihr vermittelten Äußerungen
ohne Einwand als Mitteilungen von Dr. Hodgson
entgegengenommen, was sie ihrem Inhalte nach recht wohl
sein konnten, — wenn nämlich die Möglichkeit einer Verbindung
mit dem Geiste des Verstorbenen zugestanden
wird. Diese Möglichkeit wird von Prof. James genau erwogen
. Soll sie ausgeschlossen bleiben, so könnten für die
erhaltenen zutreffenden Äußerungen folgende Quellen in
Betracht kommen:
1) Zufälliges Erraten der richtigen Antwort;
2) Inhalt alltäglicher Gespräche;
3) unvorsichtige Andeutungen seitens der Teilnehmer;
4) Mitteilungen, die das Medium von Dr. Hodgson zu
dessen Lebzeiten bekommen, aber nicht in bewußter Erinnerung
behalten hat;
rein objektiven, darauf vom psychologischen, als dem eigentlich
menschlichen Standpunkte betrachtet und schließlich die Uberzeugung
bekundet f daß des Menschen Interesse an der Welt nicht
allem eine psychologische, sondern auch eine ethisch-religiöse Seite
hat: das Leben soll nicht bloß studiert, sondern gelebt werden, —
wir haben daran ein praktisches Interesse. Verwandte Gedankengänge
verfolgt z. B. Rud. Eucken. [Vergl. die Besprechung des
Hauptwerkes von Prof. James in Abt. III dieses Hefts. — Red.;
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