Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 95
(PDF, 209 MB)
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Krziwan: Beitrag zum Ursprung und Zweck des Phantoms. 95

Gründen: Sie steht mit dem historischen Ursprung der
Phänomene im Einklang, sie erklärt, warum alte Kulturvölker
die klassischen Stätten des Mediumismus sind, warum
dieser so sehr im Dienste der Religion steht; sie macht
verständlich, daß ein die Zirkelsitzer verbindendes Band
der Sympathie die Grundbedingung zum Gelingen des
Experimentes ist, und wirft vielleicht auch Licht auf die
ephemere Natur der Phantome; vor allem aber fügt sie
sich den Gesetzen der Evolutionstheorie an und könnte so
zur Fähre werden, auf der mancher „Wissenschaftlertt in
unser Lager gerät.

V.

Zum Schlüsse sei verstattet, das über den historischen
Ursprung und die physiologische Natur des Phantoms Gesagte
kurz zusammenzufassen. Manchen strebsamen Forscher
hält die scheinbare Zwecklosigkeit der modernen
Materialisation ab, sich mit ihrem Studium zu befassen.
Dieser Anschein ist sowohl in ihrem atavistischen Charakter
, als auch in der Schwierigkeit begründet, den Vorgang
als eine natürliche physiologische Funktion aufzufassen
. Diese Zwecklosigkeit hat aber einst nicht bestanden.
Da.s Phantom verschwundener Kulturperioden war ein
mächtiger, das öffentliche Wohl fördernder Faktor, dazu
bestimmt, kindliche Gemüter auf künstliche Weise mit heilsamer
Furcht vor einem schrecklichen Gotte zu erfüllen,
was in noch früheren Zeiten die Naturkatastrophe zufällig
bewirkt hatte. In der Gegenwart vermag es diese Wirkung
aber nur unvollkommen, an dem Manne der Wissenschaft
jedoch gar nicht mehr zu erfüllen. Darum erscheint es
zwecklos. Die anscheinende Zwecklosigkeit ist aber also
kein stichhaltiger Grund, das Studium des Phänomens abzulehnen
. —

Ein weiterer Umstand, welcher Forscher abzuschrecken
pflegt, ist das leidige Dunkelkabinett, die Geheimnistuerei
mancher Medien und ihre Scheu
vor wissenschaftlicher Untersuchung. Man
vermutet Betrug Allein auch diese Eigentümlichkeit ist
eine atavistische Erscheinung. Die Dunkelheit des Ortes
und die Abgeschlossenheit des Zauberers waren einst Bedingungen
, von denen der psychologische Effekt des
Wunders abhing. Tageslicht und Vertraulichkeit hätten
auf die Dauer alle Furcht vor dem unsichtbaren Herrscher
zerstört. Wer diesen Umstand nicht berücksichtigt, ist geneigt
, das Dunkelkabinett und die instinktive Zurückhaltung
des Mediums für notwendige Vorsichtsmaßregeln des
Taschenspielers zu halten.


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