Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 96
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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96 Psych. Studien. XXXVII. Jahrgang. 2. Heft. (Februar 1910.)

Xeben dem Dunkelkabinett haben auch noch andere
Gepflogenheiten der Zirkelsitzer, wie z. B. die Eröffnung
der Sitzung durch Gebet und Gesang, das mediale
Phantom mit dem Fluche der Lächerlichkeit beladen.
Allein auch sie sind keine Erfindung der Gegenwart,
sondern tief in der Nutur der Phänomene begründete
Dinge. Das Gespenst sollte sich nur vor einem Publikum
zeigen, das sich in der psychischen Verfassung der ehrerbietigen
Ergebung in den Willen eines höheren Wesens
befand. Warum diese Gefühle die Bedingung zum Gelingen
des Experiments waren, ist bereits erwähnt worden. Um
nun die in Eede stehenden Empfindungen des modernen
Zirkels zu kräftigen, was gibt es da Besseres als Gebet und
Gesang? Es wird somit auch verständlich, warum bei Anwesenheit
von mißgünstigen Spionen das Experiment mißglückt
. Wird aber die Materialisation als Funktion der sozialen
Vermehrung aufgefaßt, so erfordert auch sie, der Analogie
gemäß, das Bestehen sympathischer Gefühle.

Ferner wird übel bemerkt die relative Seltenheit
des Phänomens. Es war darauf berechnet, heftige seelische
Eindrücke zu erzeugen. Da nun häufige Wiederholung zur
Apathie führt, so hat die Natur gerade der häufigen
Wiederholung einen Riegel vorgeschoben. Unter dem Gesichtspunkte
einer physiologischen Funktion der Gesellschaft
betrachtet, ist die Seltenheit des Phantoms nur eine
subjektive, aber keine objektive, das heißt uns Einzelmenschen
erscheint es nur so infolge der Ungleichheit der
Lebensdauer des Individuums (Zelle) und der der Sozietät
(zusammengesetzter Organismus).

Geradezu abstoßend wirkt ferner auch die Trivialität
und Ungereimtheit der medialen Mitteilungen, vor allem
aber ihre ausgesprochene Tendenz zur Lüge und der unwiderstehliche
Hang gewisser Medien zum Betrüge.
Wenn der enttäuschte Forscher sich aber vergegenwärtigte,
daß der Zweck der Phänomene nicht darin besteht, Wahrheit
zu verkünden und Wissensdurst zu befriedigen,
sondern im Gegenteile falsche Anschauungen zu nähren
und neue Täuschungen zu erzeugen: die Untersuchung eines
so geschickt angelegten Tricks der JSatur und einer glänzend
gelungenen Mystifikation müßte ihm geradezu anziehend erscheinen
. Man pflegt die Natur gerne als liebevolle, allgütige
Mutter zu bezeichnen. Man könnte sie aber auch
ebenso gut Lügnerin und Mörderin nennen. Auf ihr Geheiß
wütet der entsetzlichste Kampf aller Lebewesen unter
einander. Sie ist die ingeniöse Erfinderin der grausamsten
Mordinstrumente und hat die perfidesten Kampfesweisen


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