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Peter: Schallende Tritte an der Grenze einer andern Welt. 103
hof, einer der alten protestantischen Gottesäcker im Zentrum
der Stadt, war, wie Kapitän Clarke wußte, derselbe, in
welchem sich das Familienbegräbnis befand. Er erinnerte
sich vollkommen an dessen Lage; aber zu seiner Uber-
raschung ging der Leichenzug nicht dahin, sondern zu
einer anderen Stelle, die in einiger Entfernung davon lag.
Hier sah er (im Traume) das offene Grab, das teilweise
vom Regen mit Wasser gefüllt war. Er blickte in das Grab
und bemerkte, daß zwei ertrunkene Feldmäuse im Wasser
schwammen. Darauf sprach er, wie er meinte, mit seiner
Mutter, und diese sagte ihm, daß der Morgen so stürmisch
war, daß das Leichenbegängnis, das ursprünglich auf 10 Uhr
festgesetzt war, auf 4 Uhr nachmittags verschoben werden
mußte. Er antwortete, daß dies em glücklicher Umstand
gewesen sei, denn er hätte vormittags nicht teilnehmen
können, da er gerade angelangt sei, als er den Zug traf.
Kapitän Clarke ward durch den Traum so tief beeindruckt,
daß er am Morgen alles notierte. Einige Tage später kam
die Nachricht vom Tode seiner Großmutter; sie war
an demselben Tage begraben worden, an dem er in Nordamerika
von ihrem Leichenbegräbnis träumte. Als Kapitän
Clarke vier Jahre später Lyme-Regis besuchte, fand er, daß
alle Einzelheiten seines Traumes genauestens mit der
Wirklichkeit übereinstimmten. Der Pastor, die Bahrtuchträger
, die Leidtragenden waren dieselben Personen, die er
gesehen hatte. Doch wir können annehmen, daß er dies
natürlich vorher gewußt hatte. Aber die Beisetzung war
tatsächlich für 10 Uhr vormittags angesetzt gewesen und
war infolge des Sturmes und des heftigen Regens auf
nachmittags verschoben worden. Seine Mutter, welche
dem Begräbnis anwohnte, erinnerte sich sehr gut, daß der
Wind einen Teil des Bahrtuches vom Sarge wehte. Die
Verstorbene wurde infolge ihres unmittelbar vor ihrem
Ableben ausgedrückten Wunsches nicht in der Begräbnisstätte
der Familie bestattet, sondern an einer anderen
Stelle, welche sie selbst ausgesucht hatte. Die Stelle war
dem Kapitän Clarke weder von der Familie, noch von
irgend sonst jemand angegeben worden, und doch ging er
hierher, als sei er wirklich bei der Beerdigung anwesend
gewesen. Durch die Erzählung des alten Küsters erfuhr
man auch, daß der heftige Regen das Grab teilweise angefüllt
habe, und daß in der Tat in demselben zwei ertrunkene
Feldmäuse gefunden wurden! Schon dieser letztere Umstand
allein genügt, um jeden Gedanken an Zufall auszuschließen.
Kapitän Clarke erzählte mir die Geschichte selbst mit der
Erlaubnis, von seinem Namen zur Bezeugung der Wahrheit
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