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112 Psych. Studien. XXXVII. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1910.)
substanzartigen, und b e w e g l i e h e n, zu Ruhestellen überführenden
oder transitiven Bestandteilen des Bewußtseinsstromes
unterscheidet (z. B. die Bewegung der Kondition,
der Konjunktion), so bemüht er sich auch, die Bewulit-
scinszustände zu erfassen und in ihrer Bedeutung für das
psychische Leben zu ergründen, die ein bestimmtes psychisches
Bild dunkel, unklar und doch in mancher Beziehung
bestimmend umgeben und Delationen zu anderen
psychischen Bildern darstellen. Tnd wenn auch E. Dürr nicht
recht für solche „Verwendung bildlicher Ausdrücke * in der
Psychologie zu haben ist und darin eher eine Verschleierung,
als eine Klärung schwieriger Probleme sieht, so scheint mir
doch die Betonung dieser die psychischen Bilder gleich
einem überallhin ausstrahlenden Hofe oder einer nach allen
Richtungen flatternden, Verschlingung und Verknüpfung
su»'henden Fransenhülle umgebenden Bewußtseinszustande
ein wichtiger Schritt vorwärts zu sein im Verständnis des
psychischen Lebens; und mögen wir dadurch auch oft zum
psychischen Mechanismus geführt werden, so finden wir
doch nur bestätigt, was die Beobachtung schon lange ahnen
ließ, daß nämlich ein gut Teil des psychischen Geschehen*
mit der Zeit mechanisiert wird und dadurch festere und
sichere Formen gewinnt.
Im nächsten Kapitel betrachtet James das Selbst* als
Subjekt und als Objekt des denkenden Erfassens. Für
ersteres ist der Satz von Wichtigkeit, daß ^alle Kombinationen
(psychischer Elemente), di^ wir wirklich kennen,
Wirkungen sind, die von den, wie man sagt, kombinierten
Einheiten hervorgerufen werden, in einer von ihnen selbst
verschiedenen Wesenheit, und daß ohne die Tatsache des
Mediums oder Trägers der Begriff der Kombination keinen
Sinn hat. über Existenz und Wesen einer , Seele" aber
braucht, kann und darf die naturwissenschaftliche Psychologie
nichts weiter sagen; das hat sie der Metaphysik und
d»r Theologie zu überlassen, und es muß ihr genügen, in
den Bewußtseinszuständen alles zu suchen und zu finden,
dessen sie für ihre Arbeitsgebiete bedarf. Damit hat sie
aber auch wirklich genug! Wer James schon aus anderen
Arbeiten kennt, wird erwarten, daß er die psychologischen
Probleme breiter und tiefer faßt, als es gemeinhin geschieht
, und in der Tat — er benutzt hier die (Gelegenheit,
über Veränderungen und Vervielfältigungen des Selbst zu
sprechen und außer auf die schlechthin pathologischen Zustände
auf gewisse Erscheinungen im Hypnotismus, Somnambulismus
und Mediumismus einzugehen (unter Hinweis
auf ,,The Proeeedings of the S. P. K.u), in der Hoffnung,
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