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120 Psych. Studien. XXXVII. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1910.)
und Wahrheitsliebe? Ich überlasse Ihnen die Erwiderung
zu freier Benutzung.* — Wir gestehen offen, daß wir selbst
das Vertrauen zu dem Medium Miller infolge seiner beharrlichen
und — seine Ehrlichkeit, bezw. die Echtheit der
vou ihm vorgeführten Phänomene vorausgesetzt — tatsächlich
durch stichhaltige Gründe nicht erklärlichen
Weigerung, sich endlich einmal einer exakten Prüfung
durch sachkundige, ihm wohlwollende Autoritäten der
metapsychischen Wissenschaft, wie Roehas, Kichet, Maxwell
oder andere zu unterziehen, so völlig verloren haben, daß
wir seinen eigenen Versicherungen, resp. Ausreden nicht ohne
weiteres Glauben schenken können. Mögen doch seine
wissenschaftlich gebildeten Gönner und Verteidiger ihm
das recht klar machen, daß er es ihnen selbst, wie seiner
eigenen Ehre unbedingt moralisch schuldig ist, auf diese
nun oft genug gestellte, im Grunde doch sehr einfache Forderung
ohne weitere Ausflüchte einzugehen! So lange das
nicht geschieht, wird jeder helle und unbefangene Beurteiler
nach allem, was gegen ihn vorliegt und auch in den „Psych.
Sttid." schon sattsam genug erörtert wurde, ihn für einen
bewußten Schwindler halten müssen, so daß es nachgerade
schade um Tinte, Papier, Raum; Zeit und Druckkosten ist,
die zu girier Rechtfertigung noch weiter vergeudet werden
sollen. Wenn er die Wissenschaft und ihre Vertreter aus
Unkenntnis oder als amerikanischer „Geschäftsmann* verachten
zu dürfen glaubt, so kann niemand mehr erwarten,
daß wissenschaftliche Organe sich mit seinen, offenbar nur auf
den ersten Anblick verblüffenden Produktionen noch ferner
befassen werden. — Red.
c) Bestrafte Frivolität. Das im Januar-Heft
S. 57/58 unter dieser Überschrift erzählte Ereignis veranlaßt
mich, einen ähnlichen Fall aus meinen Erinnerungen
mitzuteilen. Im Sonderbundsfeldzug des Jahres 1847 kam
eine Abteilung protestantischer züricherischer Soldaten ins
Kloster Einsiedeln. Die damalige konfessionelle Aufregung
in Verbindung mit übermäßigem Weingenuß verleitete
einen Soldaten — ich weiß nicht mehr, ob im Kloster selbst
oder vor demselben — - ein Christusbild mit einem Schlag
de** Gewehrkolbens zu zertrümmern. Kaum war das geschehen
, so fiel der vorher urkräftige und gesunde Mann
zu Boden und hatte einen dem Anseheine nach epileptischen
Anfall. Dieser Anfall wiederholte sich von da an
regelmäßig immer in bestimmten Zeiträumen bis zu seinem
im hohen Alter erfolgten Tod, jedoch ohne daß seine
körperliche und geistige Gesundheit dadurch beeinträchtigt
worden wäre. Ich erhielt von diesem Ereignis, das in der
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