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144 Psychische Studien. XXXVIi. Jahrg. 3. Heft. {März 1910.)
ung, welche trcftlich dazu dient, Licht auf die Charla-
tanerie, wie sie von gewissen Photographen - Medien zur
Hervorrufung von Geistern Verwandter angewandt wird,
zu werfen.
Mr. Carrington's Werk enthält Reproduktionen anderer
Geisterphotographien, die offenkundige Sehwindelei sind.
Vor vielen Jahren hatte ich zu Turin Gelegenheit, Photographien
dieser Art, welche die Begeisterung des Obersten
Daviso, eines wohlbekannten Spiritisten und überzeugten
Propagandisten, erregten, zu untersuchen; die bei diesem
angewandten Tricks waren scheinbar die nämlichen, wie bei
den hier angeführten und von Dr. Hodgson gezeigten
Photographien. Ich habe auch Kapitän E. Volpi's viel gepriesene
Exemplare gesehen, wage es jedoch nicht, darüber
ein Urteil zu fällen. Wie könnte man auch den Mut
haben, nach jenen, welche zu erzeugen die amerikanische
Mediumschaft sich fähig zeigte! In meinem Werke über
Spiritismus habe ich auch den Grund angeführt, warum ich
bis zu einem gewissen Punkte die Echtheit gewisser
Geisterportraits („psyehic images"), aber ohne Intervention
von Verstorbenen annehme.
6. Täuschung und Spiritismus.
über die „Psychologie der Täuschung" «illusion) haben
nicht nur bedeutende Gelehrte wie Hammond, Jastrow und
JSorman Triplett ausgezeichnet geschrieben, sie wurde
auch in unvergleichlicher Weise von „Professorentt der
Magie bezw. TaschenspieJerkunst beleuchtet. Diese Kunst
wird auch ganz richtig mit dem Namen „ Illusionismustt
bezeichnet. Auch in Europa hatten und haben wir geschickte
Illusionisten, welche erklärten und auch zum
großen Teile glaubten, daß sie die spiritistischen Wunder
erzeugen können; z. B. Bellachini, Maskelyne, Willmann,
Levey, Frizzo, Herrmann, Grasso, Rainaly ;*) wir haben aber
Amerika, welches tatsächlich Fakultäten, Pseudo-Universi-
täten zur Heranbildung von „Zauberern* und zur Pflege
der „weißen oder modernen Magie* besitzt, noch lange
nicht erreicht. Unsere Medien sind gewöhnlich bescheidener
, da sie echter sind; auch können ihre Phänomene
infolge ihrer Einfachheit und ihrer größeren Authentizität
halber nicht so leicht nachgeahmt werden. Damit
soll nicht gesagt sein, daß wir von so sonderbaren Apporten
Zeugen sein wollten, wie sie in amerikanischen „8£ancen%
*) Rainaly's Werk verdiente mehr bekannt zu sein: „ Propos
d'un Examoteur*, Paris 1894, mit seinem bezeichnenden Nebentitei
„Magn^tisme et Spiritisme*.
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