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158 Psychische Studien. XXXVII. Jahrg. 3. Heft. (März 1910.)
Die Bedeutung intellektueller und physikalischer
medialer Kundgebungen für die
Führung eines spiritistischen Identitätsbeweises
.
Von Assessor M. K. in S.
Es ist schon in verschiedenen Artikeln dieser Zeitschrift
, unter anderen von mir selbst, darauf hingewiesen
worden, daß ein absolut einwandfreier, apodiktischer Identitätsbeweis
auf metapsychischem Gebiete leider ein Ding
der Unmöglichkeit ist. Gerade die hypothetische Annahme
jenseitiger intelligenter Geistwesen im allgemeinen macht
jeden Versuch, auf intellektuellem oder physikalischem
Wege eine bestimmte fluidale Persönlichkeit zu identifizieren
, illusorisch.
Stets müssen wir uns bei solchen Versuchen auf den
Einwurf gefaßt machen, daß jenseitige Wesen mit den ihnen
zu Gebote stehenden unbeschränkten Möglichkeiten immer
in der Lage sein werden, Kennzeichen einer bestimmten
Persönlichkeit zu geben, ohne doch mit dieser Persönlichkeit
identisch zu sein.
Unerörtert und unerklärt bleiben hierbei die wenig
schönen Willensimpulse, die man mit einer solchen Annahme
den jenseitigen Wesen zuschreiben würde, von denen man
doch anzunehmen gewohnt ist, daß sie uns im Staube wühlenden
Erdenwürmern an Moralität weit überlegen sind.
Doch darnach hat die Wissenschaft nicht zu fragen. Sie
hat bei ihren Schlüssen lediglich die logische Möglichkeit
ins Auge zu fassen und sich darnach zu richten.
Was zunächst die intellektuellen Kundgebungen zum
Zwecke der Identifizierung anlangt, so können dieselben in
gewissen Fällen für bestimmte Persönlichkeiten eine zwingende
subjektive Beweiskraft haben. Es sind Imponderabilien
, die hier in Frage kommen, bestehend im unaussprechlichen
, mit Worten nicht zu definierenden ganzen
Wesen und Sichgeben einer Persönlichkeit, die ganz einfach
nicht nachahmbar sind. Alle andern jedoch, welche
die verstorbene Person nicht gekannt haben, müssen einfach
der Person, welche sie gekannt hat, glauben. Maßgebend
ist dann eben die Glaubwürdigkeit dieser Person,
die in der Mehrzahl der Fälle wieder nur für eine beschränkte
Anzahl von Personen maßgebend sein kann.
Läßt man die logische Möglichkeit jenseitiger Betrüger
beiseite, so ist es ganz besonders die telepathische
Hypothese, welche einem einwandfreien intellektuellen
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