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180 Psychische Studien. XXXVII. Jahrg. 3. Heft. (März 1910.)
Literaturbericht.
Nachstehend besprochene Werke sind zu Original preisen durch die Buchhandlung
von Oswald Mutze, Leipzig, Lindenstraße 4, zu beziehen.
Bücherbesprechung.
H. P. Blavatsky und die Meister der Weisheit. Von AnnieBesant.
Übersetzt von Frl. A. Dunkhase. Mit 2 Porträts und Schriftproben
von Mahatma Kut Hnmi und Mahatma Morya. Leipzig,
Theosoph. Verlagshaus (71 S. 8°. Preis M. 1.50).
Es ist nicht recht abzusehen, was die Präsidentin der Theos.
Gesellschaft veranlaßt hat, mit einer Ehrenrettung der vor 17 Jahren
verstorbenen Begründerin der Gesellschaft so lange zurückzuhalten
— oder ist nur die Übersetzung neu und das Original schon älteren
Datums? — Die von der Londoner „Gesellschaft für psychische
Forschung" i. J. 1885 erhobene Anklage gegen Frau Blavatsky ist
von der vielverleumdeten Dame selbst und von ihren treuen Anhängern
(namentlich A. P. Sinnett) alsbald nach der Veröffentlichung
als nichtig bezeichnet worden, und da die Theos. Gesellschaft
auf die Sympathien der Außenstehenden im allgemeinen wenig Wert
zu legen scheint, so darf das Erscheinen der vorliegenden Schrift
ein gewisses Befremden erregen. Aus der Übersetzung läßt sich,
wie gesagt, nicht erkennen, wann das Original erschienen ist, und
ihr Titel läßt mehr erwarten, als was darin geboten wird. Denn
von den „Meistern der Weisheit* ist nur ganz vorübergehend die
Rede, und außer ihren schon anderwärts veröffentlichten Bildnissen
bekommt man als Probe ihrer Handschrift nur zwei winzige, inhaltlich
nichtssagende Ausschnitte aus Briefen zu sehen. Bezeichnender
wäre der Titel gewesen: „H. P. B. und die Coulombs.* Nach einem
ganz kurzen Bericht über die weiten Reisen, welche Frau Blavatsky
von ihrem 17. Jahre an unternahm, wird nämlich ausführlich und
durchaus glaubwürdig erzählt, wie sie mit dem Ehepaar Coulomb
zuerst in Kairo bekannt geworden, wie sie diesen Leuten ihr Vertrauen
geschenkt und sie nach Bombay berufen habe, wie diese aber
voll gröbster Undankbarkeit darauf ausgingen, sie während ihrer
Abwesenheit auf das schmählichste zu verdächtigen, und wie sich
von ihnen auch Dr. Hodgson irreleiten ließ, den die S. P. R. nach
Indien gesandt hatte, um die angegebenen Tatsachen in Adyar zu
untersuchen: unbekannt mit den indischen Verhältnissen, wie mit
dem Wesen und der Stellung des indischen Okkultismus sei er für
seine Aufgabe nicht geeignet gewesen, und sein ungünstiger Bericht
, seine Vermutung, Frau Blavatsky's Handlungen hätten den
Zweck, die russischen Interessen in Indien zu fördern, beruhe auf
ganz oberflächlicher Prüfung der Umstände. — Trotz der vorher angedeuteten
Mängel des Buches ist die Darstellung der für ihre
Sache begeisterten Verfasserin wohl geeignet, die Teilnahme des
Lesers zu erwecken. Das Lob, das sie der geheimnisvollen Begründerin
der Theos. Gesellschaft eiteilt, schließt mit den (wohl von
Sinnett entlehnten) Worten: „Möge der Meister, dem sie mit unerschütterlichem
Mute, mit wankelloser Ergebenheit diente, uns den
Bruder zurücksenden, den die Welt als H. P. B. kennt — von dem
wir aber noch etwas anderes wissen* — offenbar eine Anspielung
auf die Meinung, daß H. P. B. eine Wiederverkörperung von Cag-
liostro gewesen sei. Wernekke.
Die Gemütsbewegungen, ihr Wesen und ihr Einfluß auf körperliche,
besonders auf krankhafte Lebenserscheinungen. Eine medizinischpsychologische
Studie von Prof. Dr. C. Lange- Kopenhagen;
2. Auflage, besorgt und eingeleitet von Dr. H. Kurella, Nerven-
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