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Literaturbericht.
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arzt in Bonn. Mit einer Abbildung im Text. Würzburg, Kurt
Kobitzsch (A. Huber's Verlag), 1910. Preis brosch. M. 1.80.
Da die Lange'sche Affekttheorie die ältere Schwester der auf
8. 110 des Februarheftes d. Z. eingehend besprochenen James'schen
Lehre darstellt, so können wir uns hier kurz fassen. Der große
dänische Psychologe, ein zu seinen Lebzeiten keineswegs genügend
gewürdigtes Genie, stellte die vasomotorische Theorie der Emotionsphänomene
als erster auf und erläuterte den Affektvorgang als zerebralen
Mechanismus. Lobendes über das kleine Lange'sche Werk
in der trefflichen Übersetzung zu sagen, erscheint vollkommen überflüssig
; es ist in seiner prägnanten Kürze ein grundlegendes Lehrbuch
für jedes Studium der Psychologie seitens zünftiger und nichtzünftiger
Forscher. Freudenberg - Brüssel.
Das Kometenjabr 1910. Ergänzung zu den Prognosen aus den Gestirnstallungen
1909: Der Halley'sche Komet. Von August
Zöppritz. Verlag von Otto Gmelin in München. 36 S.
Preis 1 M.
Der Gedanke, aus der Stellung der Gestirne Schlüsse auf das
Schicksal der Menschheit zu ziehen, ist uralt. Die Schwierigkeiten,
die sich steigern, je länger und je ernstlicher man sich mit der Ausführung
dieser Idee beschäftigt, haben die sorgfältig ausgearbeitete
Wissenschaft der Astrologie in Verfall geraten lassen. Darum ist
der Versuch, aus der Stellung der Planeten, der Sonne und des
Mondes zu unserer Erde (mit Ausschluß der in der Astrologie
hauptsächlich berücksichtigten Stellungen der übrigen Gestirne) die
Witterung, das Auftreten von Erdbeben und sogar auch epidemischer
Krankheiten zu prognostizieren, um so mehr zu begrüßen, als
dazu eine so gründliche Kenntnis des Himmelszeltes, wie sie die
Astrologie erfordert, nicht nötig ist. Der als unermüdlicher Be-
kämpfer schulmedizinischer Mißgriffe bekannte Verf. hat schon mit
seinen bisherigen Prognosen bewiesen, daß man Witterung und Erdbeben
im allgemeinen voraussagen kann. Der in Annäherung begriffene
Halley'sche Komet gab ihm nun in dieser neuen mühsamen
Arbeit Anlaß, die Ansichten über das Wesen der Kometen von
mehreren Forschern zusammenzustellen und eine bis jetzt unbeachtet
gebliebene Entdeckung des Freiherrn v. Beichenbach zur Erklärung
der Kometenschweife heranzuziehen. Das „Astrologie*
übeschriebene Kapitel bringt den Nachweis, daß es rein unmöglich
ist, nach den alten Regeln der (angenommenen) Gestirnseinwirkungen
unfehlbar zu prognostizieren. Eine astrologische Prognose für 1910
wird der Prognose nach der Theorie seines f Freundes Martin
Ziegler gegenübergestellt, so daß der Leser sich im Laufe des
Jahres 1910 von dem Wert oder Unwert der Voraussagen selbst
überzeugen kann. Freilich erscheint das nicht gerade leicht, wenn
man bedenkt, daß z. B. die Prognose für den Januar er. — sehr
kalter Monat; kritische Tage (mit starken Stürmen, Schneefällen
) sind besonders der 3. und 4. — für Europa hinsichtlich der
strengen Kälte wenig paßte, während allerdings von der anderen
Erdhälfte (aus Amerika) gewaltige Schneestürme gemeldet wurden;
denn „ irgendwo * treffen solche Prophezeiungen, wie ja auch die
früheren des Verfassers, schließlich wohl immer zu. Besonders sei
auf den Monat Mai hingewiesen, der nach Ziegler schwere Katastrophen
bringen wird. Die Voraussage eines französischen Astrologen
für September und Oktober, die in gesundheitlicher und
politischer Binsicht am gefährlichsten werden sollen, und der Nachweis
, daß auch Goethe von der Einwirkung der Gestirne auf den
Menschen überzeugt war, macht dieses Kapitel besonders interessant,
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