Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 206
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1910/0210
206 Psychische Studien. XXXVII. Jahrg. 4. Heft. (April 1910.)

Jahrtausenden auch noch im Schwünge sein. Die Formen
werden freilich milder. Man schlachtet heutzutage keine
Kinder mehr, um aus ihrem Gebein und allerhand anderen
Ingredienzien Liebestränke zu brauen, wohl aber bedient
man sich jetzt der „magischen Gewalt des Wortes", der
wirksamen Beeinflußung durch Bildzauber und der nicht
minder wirksamen mittels Substanzeinverleibung.

Sehen wir hier einmal von den mannigfachen Volks-
bräuchen ab, die in unserem christlichen Kulturkreise an
den verschiedensten heiligen Abenden des Kirchenjahres
von sehnsüchtigen Mägdelein geübt werden, um den zukünftigen
Freier zu erkunden, so können wir in der Hauptsache
den angewandten Liebeszauber unter je einen der
oben aufgestellten Gesichtspunkte einordnen und einer Erklärung
zugängig machen. Je nachdem, ob es sich um
Zauber durch Anrufung, durch Bilder oder durch Substanzeinverleibung
handelt, werden wir uns um eine andere
Deutung bezüglich des Zustandekommens des Zaubers zu
bemühen haben.

Da ist zunächst die Anrufung. Eine moderne Anleitung
gibt folgende Vorschrift: Liebt ein Mann eine Frau
oder eine Frau einen Mann und weiß nicht, ob er oder sie
wiedergeliebt wird, oder wagt nicht, dem anderen die Liebe
zu gestehen, so tue sie oder er also: Zu einer stillen Stunde
rufe er, nachdem er sich gesammelt und seine Gedanken
fest auf die geliebte Person gerichtet hat: „Im Namen des
Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes rufe ich dich,
N. N., komme her!" Hat er diesen Euf dreimal wiederholt,
so gehe er der betreffenden Person, als ob sie wirklich
käme, zur Türe entgegen, führe sie herein, bitte sie nieder-
zusitzen und sage ihr, was er ihr zu sagen wünscht. Zuletzt
bitte er sie eindringlichst, ihm beim nächsten Zusammentreffen
ein Zeichen zu geben, aus dem er ersehe,
daß er angenehm sei. Diese Anrufung kann er dreimal an
aufeinander folgenden Tagen wiederholen. Nach dem
dritten Male wird ihm die betreffende Person das gewünschte
Zeichen geben, sobald er ihr begegnet.

Die Wirkung dieses Zaubers läßt sich durchaus ungezwungen
mit Hilfe der Suggestion erklären, und zwar nicht
einer Suggestion, die der Beschwörer dem Beschworenen
gedanklich erteilt, sondern auf Grund der mit der Zeremonie
verbundenen Selbstsuggestion. Es ist nur natürlich,
daß die Anrufung in dem Anrufenden, sobald der Glaube
an ihre Wirksamkeit vorhanden ist, sein Selbstvertrauen
stärken wird. Infolgedessen wird er bei der nächsten Begegnung
der Geliebten, mit der er sich in einem geheimen


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1910/0210