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Freimark: Liebeszauber. 209
Suggestivbeeinflussung kann bei diesen Experimenten keine
JRede sein, da de Roehas die Betreffenden geflissentlich in
Unkenntnis seiner Absichten erhielt. Besonderes Interesse
verdient noch die von de ßochas probierte moderne
Variation des Bildzaubers. Er füllte eine photographische
Platte mit den fraglichen Fluiden an und machte danach
eine Aufnahme von der gleichen Person. Verletzte man
nun das derart präparierte Bild, so war der Erfolg der
gleiche wie in den mit Wachs- und anderen Statuetten angestellten
Experimenten. Beim gewöhnlichen Bildzauber
dürften die Fluide durch die verschiedenen, in das Bild
mitverarbeiteten oder mit ihm in Berührung gebrachten
Substanzen übertragen werden.
Als letzte Gruppe haben wir jene Fälle zu betrachten,
in denen zum Zwecke der Erweckung der Gegenliebe dem
Geliebten eine Substanz vom Körper der Liebenden in
irgend einer Form eingegeben wird. Diese Gruppe ist die
größte, da es verhältnismäßig leichter ist, einer J?erson, mit
der man hier und da zusammenkommt, gelegentlich einer
Nahrungsaufnahme etwas beizubringen, als von ihr Haarabschnitte
oder Ähnliches zu erhalten. In der Absicht, sich
jemanden geneigt zu machen, werden vornehmlich Substanzen
verwendet, die mit dem Geschlechte des Werbenden
in Zusammenhang stehen. Neben dem Menstruatiönsblute
und den Absonderungen der'männlichen Drüsen wird der
Achselhöhlenschweiß bevorzugt. Diese Substanzen werden
entweder den Speisen oder Getränken direkt beigesetzt
oder es wird eine Frucht, mit Vorliebe eine Muskate oder
ein Ei, zuweilen auch ein Stück Zucker mit den Absonderungen
durchtränkt, indem man es in diese taucht oder
längere Zeit in einem Beutelchen an dem entsprechenden
Orte trägt. Die dergestalt bereitete Frucht, das Ei oder
die Muskate, wird dann in Speisen verarbeitet, die dem zu
Bezaubernden vorgesetzt werden. Doch man begnügt sich
nicht mit den genannten Absonderungen, sondern bedient
sich zu gleichem Zwecke auch der Exkremente. So erzählt
der Hexenhammer von einem Weibe, das drei Äbte eines
Klosters und viele der Klosterbrüder in sich verschossen
machte, indem sie ihnen von ihrem Kote beibrachte. Ob
in diesem Falle die Aufnahme des Kotes unwissentlich erfolgte
oder ob es sich um Koprophagen [Mistfresser] handelte
— eine auf dem Gebiete der Erotik nicht eben allzu seltene
Erscheinung — läßt sich nach den knappen Angaben des
Hexenhammers nicht beurteilen.
Die stimulierende Wirkung der Eingaben erfolgt,
gleichviel ob Sekrete oder Exkremente in Frage kommen.
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