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Kaindl: Ton und Musik. 211
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, Mumietf auch ein gut Teil vom Lebensagens des Zaubernden
in den Körper des Bezauberten gebracht und auf diese
Weise der letztere zu dem ersteren in innigere Beziehung
gesetzt wird. Paracelsus behauptet, daß die Bauern durch
Einverleibung von „Mumie*4 so^ar ihr Vieh an sich zu
fesseln suchten, damit es ihnen nicht fortlaufe und daß die
Jäger dem Wild von ihrer „ Mumie * beibrächten, damit es
ihnen ins Garn nachgehe. —
Die auch häufig zur Anwendung gelangenden Tränke,
sofern sie keine Sekrete des Zaubernden enthalten, sind in
der Regel Aphrodisiaca, deren Wirksamkeit das Volk empirisch
erkannt hat. Sie fallen kaum unter den Begriff
von Zauberträuken, wenngleich dem Betreffenden die Wirkung
zauberhaft erscheinen mag. Im übrigen aber beruht
der Liebeszauber, um bei diesem einmal geläufigen Ausdrucke
zu bleiben, wie wir gesehen haben, auf natürlichen
Wechselwirkungen und gehört daher auch heute noch,
trotz der sogenannten „Aufklärung", ins Bereich des Möglichen
. Es ist bei diesem abergläubischen Brauch, wie bei
so vielen anderen: in einem Wüste von Unsinn und Läppischem
birgt sich ein wahrer Kern.*)
IL Abteilung.
Theoretisches und Kritisches.
Ton und Musik
in ihrer physischen und psychischen Verwandtschaft
mit Form, Licht und Farbe.
Von Henry A. Fotherby, D. P. H. Camb. L. E. C. P. Lond. :c.
Übersetzt von* Alois Kaindl (Linz a. D.).
(Fortsetzung von S. 153)
Da das Vergnügen, welches ein musikalischer Ton in
uns erweckt, auf seinem Häufigkeitsgrade während gleicher
Zeitintervalle beruht und die Melodie und Harmonie zweier
Töne, d. i. ihr gleichzeitiges oder successives Erklingen,
von ihrem Häufigkeitsverhältnisse untereinander abhängt,
so ist es höchst interessant und lehrreich, zu beobachten,
*) Näheres über dieses ganze, für die okkultistische Einzel-
forschung hochwichtige Gebiet findet der Leser in des Verfassers
großangelegtem Werke: „Okkultismus und Sexualität / das wir im
Aug-Heft v. J., S. 502/3 eingehend gewürdigt haben. — Red.
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