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214 Psychische Studien. XXXVII. Jahrg. 4. Heft. (April 1910.)
bestehen. Sie behaupten, symmetrische ätherartige Gebilde
von großer Schönheit, die sich zuweilen in reichem Farben-
schmucke repräsentieren, von Musikinstrumenten, auf denen
gespielt wird, ausgehen zu sehen. Mr. Leadbeater z. B.
gibt als Gewährsmann für diese musikalischen Erscheinungen
über das, was er während eines Orgel Vortrags gewahrte
, in der Zeitschrift „The Theosophical Review*
folgenden Bericht:
„Ich gewahrte die Wirkung, die es hervorbrachte. Ein
ungeheures Gebäude, aus astraler und mentaler Materie
auferbaut, erstreckte sich von der Orgel hinweg, weit über
das Dach der Kirche hinaus; es glich einem mit Burgen
besetzten Gebirgszuge, wo alles in prächtig leuchtende
Farben getaucht war, funkelnd und flackernd in höchst
wundersamer Weise, gleich einem Regenbogen. Außerdem
bemerkte ich den Unterschied in den Gebilden, wie sie
durch die Werke der verschiedenen Komponisten, wie sie
der Organist zum Vortrage brachte, zustande kamen.
R. Wagner schafft immer ein herrliches Ganzes, welches
mit glänzenden Flecken von lebhafter Farbe überdeckt ist;
eine von S. Bach's Fugen läßt eine regelmäßige Form von
mathematischer Genauigkeit erstehen, die in Silber, Gold
oder Rubin erglänzende, parallel laufende Streifen zeigt,
die allmähliche Wiederkehr des Motivs bezeichnend, während
eines von F. Mendelssohn's Liedern ohne Worte
ein leichtes, luftiges Gebäude, eine Art Burg, in Erscheinung
treten läßt, die den Anschein einer Filigranarbeit aus
mattem Silberdraht gewährt/ —
Ich fühle einige Befangenheit, mich hier auf diese
Pseudo-Phänomene zu beziehen, die sich auf bloße Behauptungen
stützen und die sich bisher weder widerlegen, noch
nachweisen ließen. Wenn derartigen Erscheinungen, wie
sie Leadbeater beschreibt, eine objektive Realität zukommt,
so sind für ihr Zustandekommen zwei Bedingungen von
nöten, nämlich eine außergewöhnliche gSeLitive
Retina, welche auf lichterzeugende Ätherwellen von
einer für die gewöhnliche Wahrnehmung unfühlbaren Feinheit
noch reagiert, und eine eigentümliche physikalische
Beschaffenheit des Lichtes inbezug auf winzige Stoffteilchen,
wodurch Kontraste in der Art ifrer Anhäufung und Aus-'
breitung als wechselnde Helligkeitsgrade und als Farben-
effekte noch zur Wahrnehmung gelangen können. Was die
erstere Bedingung anbetrifft, so ist es eine zu wohlbekannte
Tatsache, daß bei gewissen Individuen die Wahrnehmungsfähigkeit
in einem ihrer fünf Sinnesorgane hochgradig gesteigert
ist, um von meiner Seite einer Befürwortung zu
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