http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1910/0220
216 Psychische Studien. XXXVII. Jahrg. 4. Heft. (April 1910.)
obachtet haben. Falls diese Anhäufungen von Luftpartikelchen
gesehen werden könnten, so würde man vermutlich
finden, daß sie nach den selben Prinzipien reguläre geometrische
Formen annehmen. Wenn daher diese, durch harmonische
Tonvibrationen hervorgerufenen, wechselnden Verdichtungen
von in 'der Luft schwebender Materie eine
genügende Interferenz des sie durchdringenden Lichtes bewirken
könnten, um eine besonders gestimmte Retina zu
beeindrucken, so könnten sie wohl einige derartige Erscheinungen
darbieten, wie sie Leadbeater beschreibt, da
die Farben der Gebilde, welche er sah, die rote und goldene
waren, also jene, die man auch beim Sonnenuntergang beobachtet
, während die Silberfarbe durch die verschiedenen
Helligkeitsgrade des die klareren Räume durchdringenden
ungebrochenen weißen Lichtes erklärt werden könnte.
Ich kann für diese angeblichen Phänomene, als objektive
Tatsachen genommen, auf physikalischer Grundlage
keine andere Erklärung finden. Die meisten werden es
wahrscheinlich vorziehen, solche musikalische Erscheinungen
als rein subjektiv zu betrachten, beruhend auf irgend einer
zarten Verbindung, die zwischen Musik und Farbe in den
Tiefen unseres Bewußtseins besteht und die wir wohl alle
fühlen, aber nicht zum Ausdrucke bringen können. Ob
diese Verbindung zwischen beiden eine direkte ist, infolge
irgend welcher zwischen ihnen bestehenden physischen Beziehungen
, oder eine indirekte, vermöge einer Einwirkung
auf unsere Gefühle, ist eine Frage von großem
Interesse. Ich werde nun versuchen, ehe ich diesen Artikel
zum Abschlüsse bringe, über diesen Punkt einige Andeutungen
zu geben.*) (Fortsetzung foJgO
*) Meine Aufmerksamkeit wurde auf einen Vortrag gelenkt,
weicher in der Londoner „Spiritualistischen Alliance* von Mrs.
Page Hopps „ Über Stimm - Figuren * gehalten worden ist und worüber
in der Zeitschrift „ The Light* (vom 25. März 1905) ein Bericht
erschien. Es war für mich überraschend und interessant, zu
finden, daß sich die dort ausgesprochenen Ansichten mit den von
mir soeben vorgebrachten vielfach decken. Einer Sache wird bei
Mrs. Page Hopps Erwähnung getan, von der ich keine Kenntnis
besaß, nämlich daß in der Bildung der Chladni'schen Klangfiguren
und jener von Mrs. Watt Hughes ein bemerkenswerter Unterschied
besteht: daß, während bei den ersteren der Sand von den vibrierenden
Stellen wegfliegt und sich an jenen setzt, wo sich die Schwingungen
in einem Minimum befinden (den „Knotenlinien"), es sich bei
den letzteren mit den Lykopodiumkörnehen entgegengesetzt verhält.
Mrs. Page Hopps teilt uns weiter mit, daß Faraday diese Tatsache
von dem Verweilen des Lykopodiumpulvers in den Bewegungszentren
dadurch erklärt, daß es infolge seiner Leichtigkeit von
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1910/0220