Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 225
(PDF, 209 MB)
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Müller: Zum Problem der Gedankenübertragung. 225

gen von Seiten der Beobachter. Die Frage der Hellseherei
und Fernseherei ist für die positive Wissenschaft ein noch
sehr junges und spärlich erforschtes Gebiet. Die Erklärungen
, die von manchen Gelehrten für diese Phänomene gegeben
wurden, sind hypothetischer Xatur. Eine große Zahl
von telepathischen Experimenten hat sich bei näherer Untersuchung
einfach als Taschenspielertrick entpuppt. Die Frage
der Gedankenübertragung war bis jüngst fast ausschließlich
die Domäne des Spiritismus, dem ich keinerlei wissenschaftliche
Bedeutung beimesse. Die Entdeckung der drahtlosen
Telegraphie hat zur Folge gehabt, daß man auch in der
Psychologie eine analoge * Theorie von Schwingungsübertragung
eingeführt hat. Aber diese Theorie ist Zukunftsmusik
, sie ist noch weit entfernt von wissenschaftlicher
Positivität.

Die Frage, ob der Zustand der Hypnose zu einer derartigen
Gedankenübertragung befähigt, muß aus dem gegenwärtigen
Wissen, das wrir über die Hypnose besitzen, beurteilt
werden. Die Hypnose ist ein Zustand, in dem das
Bewußtsein aufgehoben ist. Der Hypnotisierte ist mit
einem Automaten zu vergleichen, der einen Auftrag mechanisch
ausführt, wenn ihm der Auftrag auf ziemlich wahrnehmbare
Weise vermittelt wrurde. Meines Wissens kann
man durch bloße Gedanken,^ohne sinnlich wahrnehmbare
Äußerung, einem hypnotisierten Medium keinen Auftrag
übermitteln.

Ich kann daher für die Experimente Bellings, soweit
sie ohne physische Berührung mit dem Auftraggeber
ausgeführt werden, keine positive, wissenschaftlich stichhaltige
Erklärung finden. Auf die Frage, ob der Gedankenleser
im Trancezustand etwa besonders befähigt ist, aus den
verschiedenen und verschiedengearteten Geräuschen, die
der hinter ihm hergehende Auftraggeber hervorbringt, die
Absicht, die Zustimmung oder Ablehnung des Auftraggebers
zu deuten, muß ich antworten, daß eine solche Deutung
urteilen bedeutet, und zu einem selbständigen Urteil ist
der Mensch im Zustand der Hypnose nicht fähig. Eine
solche Deutungsarbeit kann nur für den wachen Zustand
angenommen werden, wobei natürlich eine besondere Übung
und Feinheit des Gehörs und ein sehr rasches und sicheres
Assoziationsvermögen vorausgesetzt wird."

Bezüglich derjenigen Experimente, welche im physischen
Kontakte mit dem Auftraggeber ausgeführt werden, weist
das Gelehrte ebenfalls auf die Möglichkeit hin, durch
Deutung der vom Auftraggeber ausgehenden Muskelbe-
wregungen die Absicht desselben zu erraten. —


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