Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 230
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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230 Psychische Studien. XXXVII. Jahrg. 4. Heft. (April 1910.)

selbständig zu denken und zu handeln, während seine Vorstellungen
und Handlungen durch den Einfluß des Suggerierenden
angeregt werden und ablaufen. Die Psychotherapie
Dubois? aber will, daß der Kranke mit Bewußtsein
den Einfluß, den sein Geist auf den Körper hat, auffassen
lernt. Die Psyche muß also wieder erzogen werden. Er
wendet sich an die Selbstkritik des Individuums.

Früher war Suggestion untrennbar von Hypnose.
Nach und nach wurde die Hypnose nebensächlich und
wurde nur noch als Hilfsmittel angewendet, um die
Kranken suggestibler zu machen. Seit mehreren Jahren
wendet Dej£rine und seine Schule gar nicht mehr die Hypnose
an. Er leugnet nicht, daß man durch den Hypnotis-
mus krankhafte Symptome zum Verschwinden bringen
kann, eine Kontraktur, eine Lähmung; aber was D6je>ine
dieser Methode zum Vorwurf macht, ist, daß sie gerade
nur auf dieses Symptom wirkt, daß sie den Hypnotisierten
in eine Maschine verwandelt, einen Automaten, der einem
fremden Antriebe gehorcht und nach dem Erwachen
handelt, ohne zu wissen, was er macht, noch warum er es
macht. Deshalb, nachdem D£jerine hierauf die Wachsuggestion
angewendet hatte, die auch keine volle Befriedigung
gewährte, wandte er die Methode der Uberzeugung
, der Überredung (Persuasion) an, die der psychischen
Tätigkeit des Kranken einen größeren Teil einräumt und
die sein Bewußtsein, seinen Willen, seine Intelligenz unberührt
läßt, ja diese selbst entwickelt.

Diese Psychotherapie, deren glänzendster Interpret
Dubois ist, wendet sich also an die Vernunft, an die einer
„logischen Verarbeitung zugänglichen krankhaften Verteilungen
* (Veraguth). Um nun alte Vorurteile zerstreuen
zu können, den Mut wieder aufzurichten etc. etc., muß der
Psychotherapeut vor allem das Vertrauen seiner Patienten
zu gewinnen wissen. Auf dem Zutrauen, das der Kranke
dem Arzt entgegenbringt, basiert der Erfolg, sagt D£j6rine.
Er glaubt, nicht allein durch Vernunftgründe (raisonnement)
wirken zu können. Man heilt keinen Neurastheniker, man
ändert seinen Geisteszustand nicht durch Vernunftgründe,
durch logische Schlüsse: man heilt ihn, nachdem man ihm
Vertrauen eingeflößt hat, wenn er dazu gekommen ist, an
den Arzt zu glauben. Der Kranke muß sein ganzes Innenleben
beichten, mit einem Worte, er muß absolutes Vertrauen
zu seinem Arzte beweisen. Der Psychotherapeut
muß, um diesen Glauben zu gewinnen, selbst durchdrungen
sein von dem Erfolg seiner Methode. Er muß, ebenso wie
er weiß, daß körperliche Symptome durch Vorstellungen


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