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Ein Traumdichter.
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hervorgerufen werden, auch von dem umgekehrten überzeugt
sein, von der Heilbarkeit körperlicher Symptome
durch die Psyche.
Dubois' Psychotherapie mit einem Wort ist mehr
philosophisch, während D6j£rine als besonders wichtiges
Zwischenglied und unumgänglich notwendige Brücke
zwischen den Vernunftgründen und der Annahme dieser
von dem Kranken eine Gefühlskomponente, das Gemüt („le
sentiment") ansieht.
Es ist diese Gefühlskomponente, welche die Atmosphäre
des Zutrauens erzeugt, ohne welche eine Psychotherapie
nicht existiert und nicht möglich ist. Wir haben hierbei
also etwas, was, ohne Suggestion zu sein, dieser sehr nahe
steht, sich vor allem aber dem Glauben nähert. Es ist
der Glaube, welcher selig macht oder der heilt/ —
Schon vor drei Jahren habe ich in einem „Uber
Wiedererziehung" betitelten Aufsatz in der „ Übersinnlichen
Welt" mitgeteilt, wie die neuere französische Schule unter
gänzlichem Verwerfen der Hypnose und jeden psychischen
Zwanges Psychotherapie treibt, wie sie sich bemüht, durch
eine Neuerziehung, durch eine seelische Wiedergeburt
geistige und vermittels dieser leibliche Gesundung zu verschaffen
. Das, was damals mehr theoretisch gedacht und
nur erst von einzelnen in beschränktem Umfange geübt
wurde, sehen wir jetzt im großen Maßstab zugunsten weiter
Bevölkerungsschichten in Paris verwirklicht. Möchten von
dem verdienstvollen Roßbach'schen Aufsatz allseitig günstige
Anregungen ausgehen! —
Ein Traumdichter.
Durch die freisinnige Presse ging jüngst nachfolgende
Würdigung eines Buches, auf dessen hohe Bedeutung für
die psychologische- Forschung die „Psych. Stud.tt schon
bald nach seinem Erscheinen (Dez.-Heft 1907, S. 728 und
Febr.-Heft 1908, S. 124) aufmerksam gemacht haben:
Das südliche Elsaß besaß von 1901 bis 1905 einen
Dichter, der auf höchst sonderbare Weise 50 Gedichte
diktierte und wieder verschwand, wie er gekommen war.
In seinem Buche „Bedingt das Grab die Vernichtung
unserer Persönlichkeit?* (Mülhausen im Ober-Elsaß, 1907,
282 S., Osiris-Verlag, Züricher Straße 7; 3 M.) erzählt uns
Apotheker H. Wagner diese merkwürdige Geschichte
eines Traumdichters und teilt die 50 Gedichte mit. Es
handelt sich, wie wir im „Türmer* (Herausgeber Frhr.
v. Grotthuß) lesen, um die Kundgebungen eines jungen
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