Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 233
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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*

Ein Traumdichter. 233

Dies ist also nur das erste Stadium, der Zustand der Hypnose
. In diesem ersten Stadium ist das willenlose Medium
jeder Suggestion des Hypnotiseurs zugänglich; man kennt
ja die Experimente des Hypnotismus aus vielen öffentlichen
Vorführungen. Aber noch ist der Dichter „ Erich * nicht
anwesend. „Ich magnetisiere ruhig weiter/ fährt Wagner
fort. „Da geht plötzlich ein blitzartiger Ruck durch den
Körper des Mediums. Die anwesenden Gäste sind erschreckt
zusammengefahren; tiefste Stille herrscht im
Zimmer; man glaubt den Herzschlag der einzelnen zu
hören. Die Nasenflügel des Mediums beginnen sich zu bewegen
— und langsam richtet sich der Oberkörper im
Stuhle auf. Der Trans ist eingetreten. Und damit zugleich
kam , Ericha. Das Gesicht des Mediums ist ganz
verändert: es spiegelt feierlichen Ernst und edle Hoheit;
und ebenso würdevoll, klar und schön ist die Sprache.
„Erich" beginnt zu sprechen: „Guten Abend, liebe Freunde!"
., Guten Abend, Erich!" tönt es im Chor zurück. „ Erich *:
„ Wollen Sie so freundlich sein und mir die Verse, die ich
in der letzten Sitzung gab, vorlesen?* Ich setze mich an
den Schreibtisch, nehme das letzte Diktat vor und lese es
ihm. Meist ist „Erich* damit zufrieden, manchmal verbessert
er; auch kommt es vor, daß er sagt: „Streichen Sie
die ganze Strophe, ich will sie in anderer Fassung geben."
Ist nun die Korrektur * endlich fertig, so sagt er kurz:
„Bitte schreiben!" Nun kommt das Diktat, oft so rasch,
daß ich nicht folgen kann und um langsameres Sprechen
ersuchen muß. So diktiert „Erich" manchmal zehn bis
zwölf Strophen, manchmal nur eine oder zwei. Oft kommt
es vor, daß er bei Beginn erklärt: „Heute habe ich keine
Gedichte mitgebracht/ Es hilft dann weder Suggestion,
noch irgend welches Bitten. „Erich" ist eben Herr der
Situation, nicht wir. In diesem Fall unterhält man sich,
oft in ernster, oft- in der launigsten Weise mit „Erich*, bis
er erklärt, nun „fort* zu wollen. Er sagt uns allen hübsch:
„Adieu, liebe Freunde! Auf Wiedersehen!*4 In demselben
Augenblick stürzt das Medium wie vom Schlage gerührt
in sich zusammen, wieder ist die merkwürdige Schlaffheit
der Glieder eingetreten. Nun wird der junge Mann geweckt
, indem ich ihn anrufe: „Monsieur X., est-ce que
vous in'entendez?" („Herr X., hören Sie mich?*) Ein
leichtes Zucken geht durch seinen Körper, und kaum vernehmlich
antwortet er: „Oui.Ä Nun folgen die Befehle
zum Erwachen — und er erwacht, ganz verdutzt sich die
Augen reibend. Von den soeben erhaltenen Gedichten hat
er keine Ahnung; ich muß sie ihm vorlesen. Oft versteht

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