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250 Psychische Studien. XXXVII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1910.)
der kann sagen: die Trancepersönlichkeiten oder die Personifi-
kationen des Unterbewußtseins, aber er wird damit bei Er-
klärung der Phänomene auf große Schwierigkeiten stoßen.
ZuerAam der sog. Kontrolljeist; er nannte sich „Moon-
stone* und sprach abwechselnd Französisch und Englisch.
Er ist angeblich schon vor vielen Jahren in das Geisterreich
eingegangen. Um mir einen Beweis zu geben, daß
er nicht Mr. Peters sei, sondern ein Bewohner der höheren
Sphäre, wandte er sich an mich und sagte mir Dinge aus
meiner Jugend und aus meinen Leutnantsjahren, die nie-
mand, außer mir, wissen konnte. Es waren
auch keine Zufallstreffer und die Ereignisse liegen dreißig
Jahre zurück. Er blätterte sozusagen in meinem Lebensbuche
und wahrhaftig, er bezeichnete die Wendepunkte
und den Beginn neuer Kapitel treffend. Schließlich sprach
der Spirit über eine Verletzung, die ich mir seinerzeit durch
einen Sturz vom Pferde zugezogen hatte, eine Rippenbiegung
auf der linken Seite. Sie ist unbedeutend, wenn auch
bisweilen schmerzhaft, aber ich habe weder mit dem
Medium, noch mit einem der Anwesenden jemals davon
gesprochen. Was der Spirit sagte, war richtig. Auch muß
ich gestehen, daß ich bei Beginn der Sitzung zunächst
physikalische Phänomene erwartete und keinenfalls an diese
längst vergessenen Dinge gedacht habe. Derselbe Vorgang
wiederholte sich bei den anderen Anwesenden: — auch in
ihrem Leben las er wie in einem aufgeschlagenen Buche
und sie bestätigten mir später, daß „Moonstone" nur die
Wahrheit gesprochen. Er machte keinen Fehlgriff und bewegte
sich durchaus nicht in Gemeinplätzen. Der „Kontrolle
* folgten andere Spirits. Jeder Wechsel der Persönlichkeit
löste in dem Medium Konvulsionen aus; wie
Schauder durchbebten dieselben den in tiefem Schlaf befindlichen
Körper. Man bekam unwillkürlich die Vorstellung
, daß die verschiedenen „Geister" nach einander
Besitz ergriffen von der grobstofflichen Maschine, die hier
wie leblos auf dem Sessel lag, und daß jeder dieser Spirits
sie in seiner charakteristischen Weise und mit größerer
oder geringerer Geschicklichkeit benützte. Es ist nicht •
undenkbar, daß das uralte Phänomen der Besessenheit
keine krankhafte Erscheinung ist, sondern daß sie wirklich
das ist, was das Wort einfach und klar besagt. —
So kamen „Red feather*,*) einer jener Indianer,
welche sich bei fast allen Sprech - Medien einfinden, wie
denn die Indianer überhaupt unter den die irdische Sphäre
*) Die rote Feder.
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