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258 Psychische Stadien. XXXVII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1910.)
düng, als wenn ihr Kopf allmählich größer und immer
größer würde, größer wie das Zimmer, in dem sie sich befindet
, und die Empfindung der Größe steigert sich immer
mehr und mehr bis zur Unerträglichkeit. Selbst fühlt sie
sich wie aus dem Körper heraus. Dann hört alles mit
einem Schlage auf, und sie empfindet normal. Diese Empfindung
hat sie bei ganz normalen Verhältnissen, bei voller
Gesundheit. Das Gefühl dabei ist anfangs nicht peinlich,
wird aber erst mit zunehmender Größe des sozusagen
inneren Kopfes unerträglich. Die Empfindung des rotierenden
und sich vergrößernden Lichtkreises hat sie in der
Jugend auch gehabt. — Bitte um gefällige Beurteilung, ob
diese Erscheinungen in die Kategorie der Kugelempfindung
gehören; meiner Ansicht ja; denn bei beiden bemerkt man
die exzentrische Vergrößerung der mit Worten nicht wiederzugebenden
Empfindung.a
In einem weiteren Schreiben teilte Herr Zlanial mir
noch folgende Einzelheiten mit: „In . . . Beantwortung
Ihres w. Schreibens erlaube ich mir noch zu bemerken, daß
die seinerzeit von mir empfundene runde Fläche nicht
außerhalb meines Körpers zu sein schien, sondern in mir
selbst; nur haben die unbekannten Ursachen vielleicht am
meisten auf die Sehnerven eingewirkt, so daß es mir wie
eine bis ins Unendliche sich vergrößernde Fläche schien.
Eine Fläche, die einer Art von Strahlungen glich, oder
vielleicht auch faltenförmig von der Mitte ausgehend mir
vorkam. Das alles empfand ich in mir selbst; nur die
rapide Vergrößerung der scheinbaren Fläche wirkte auf
mich, wie wenn mein Körper darin sich auflösen sollte, was
sehr peinlich war. Es läßt sich, einfach gesagt, nicht beschreiben
. Einmal scheint es mir, mit diesen Worten es gut
ausgedrückt zu haben, dann wieder scheint mir die Schilderung
ungenügend — das muß empfunden werden/ —
4. Herr Paul M . . . . r, k. k. Beamter aus Wien, teilt
mir folgendes brieflich mit: „.... Auch ich habe in meinen
ersten Jugendjahren, etwa vom 4. bis zum 6. Lebensjahre,
ähnliche Empfindungen wie die in Ihrem Artikel als „Kugelempfindungen1
' bezeichneten gehabt. Eine genaue Definition
derselben läßt sich schwer geben. Ich hatte das Gefühl,
als ob ich zwischen den Zähnen eine kleine Kugel hätte,
die stetig wuchs und schließlich den ganzen Kopf ausfüllte.
In diesem Moment empfand ich, daß die Verbindung
zwischen Körper und Seele eine Veränderung erfahren habe,
und sah ich mich, obwohl ich die Augen geschlossen hatte,
im Bette liegen. Ich hatte die Empfindung, als ob dieses
Etwas, mittelst welchem ich mich sehen konnte, über dem
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