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Kal6ta: Theorie über die Erhaltung des Lebens.
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Theorien über die Erhaltung, Verlängerung
und Verjüngung des Lebens.
Eine psychophysiologische Studie unter besonderer
Berücksichtigung des tierischen Magnelismus und Hypnotismus.
Von Georg KaleUa (Salzburg).
Kant sagt irgendwo: „Man darf nicht alles glauben,
was die Leute sagen, man darf aber auch nicht glauben,
daß sie es ohne Grund sagen/ Hieraus folgt, daß jeder
Tradition, jedem Märchen, jeder Erzählung etwas Positives
zugrunde liegt. In der Regel ist aber der innere Kern
derart entstellt, daß man auf ihn nur selten stößt. Denn
sowohl die Gebildeten, als auch die Ungebildeten haben
dafür gehörig gesorgt, daß man nicht allzufrüh die "Wahrheit
findet. Die ersteren wollen um keinen Preis eine neue
Erscheinung in ihren Beobachtungskreis aufnehmen, wenn
sie auch von tausenden von Zeugen an verschiedenen Orten
und zu verschiedenen Zeiten beobachtet worden ist. So ist
es* fast mit einer jeden neuen Erfindung und Entdeckung
gegangen. Man denke nur an die Geschichte der Meteore,
des Hypnotismus, des tierischen Magnetismns, an die Erfindungen
Galvani's, Edison's, an die Entdeckung Lavoi-
sier's, ßobert Mayer's usw. Man bewarf stets nicht nur
die Erfinder und Entdecket mit Spott und Hohn, sondern
entstellte auch die Wahrheit. Die Ungebildeten dagegen
versahen wiederum eine jede neue Erscheinung mit allen
möglichen phantastischen und symbolischen Zutaten und
schreckten 'so jeden vernünftig denkenden Menschen von
einer ernsten Nachforschung ab. So wurde nicht selten
zum Schaden der Menschheit die Wahrheit zur Unkenntlichkeit
verwischt und festgestellte Tatsachen in die
Rumpelkammer des Aberglaubens geworfen. *)
Das Märchen -von der alten Weibermühle dürfte
wohl allen Lesern bekannt sein. Aber, daß sich die
des Artikels mir erlaubte nochmals genauer im Interesse des bestmöglichen
Verständnisses zu schildern. Die mir erinnerlichen vorherrschenden
Gedanken beim Empfinden und Wahrnehmen des
Phänomens waren: „Es ist wie eine Kanonenkugel, die mit unerbittlicher
Gewalt auf dich zukommt*, und der: „Du kannst nicht
entrinnen"; ferner: „Das ist* oder „so muß die Ewigkeit sein". Ich
glaube, der letztere Gedankeninhalt dürfte in einem inneren Zusammenhange
mit dem eigenartigen Phänomen stehen.
Paul v. Rechenberg-Linten, adr.: Ronco s. Ascona (ItaL Schweiz.)
*) Zur genaueren Orientierung über das Gesagte empfehle ich das
Kapitel: „Die Ungläubigen und die Gläubigen* des vorzüglichen
Werkes von Camille Flammarion: „.Rätsel des Seelenlebens* Stuttgart
, bei Jul. Hoffmann (1. Aufl., S. 1-22).
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