Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 270
(PDF, 209 MB)
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270 Psychische Studien. XXXVII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1910.)

Wiederholung, durch Übung, durch Gebrauch der Orgaue
unbewußt. Und umgekehrt werden unbewußte Tätigkeiten
sofort wieder zu bewußten, sobald wir die Aufmersamkeit
darauf richten (V. II, 293; I, 191). Man denke z. B. an
das Klavierspielen. Wenn wir ein Stück erst einmal eingeübt
haben, so denken wir gar nicht mehr an all' die
kleinen feinen Empfindungstöne und Willensakte, die wir
beim Lernen nötig hatten. Es bedarf aber nur eines geringen
Anstoßes, z. B. eines zufälligen Fehlers oder einer
plötzlichen Unterbrechung, um die abwesende Aufmerksamkeit
sofort wieder darauf hinzulenken und dieselbe Handlung
mit vollem Bewußtsein zu wiederholen (L. 115). Wir
sehen also an uns selbst jeden Augenblick, wie unbewußte
Tätigkeiten zu bewußten werden und umgekehrt. Beide
gehen ohne feste Grenze in einander über (V. II, 293; I,
190). Und ebenso wenig wie der Wille, ist die Empfindung
notwendig mit Bewußtsein verknüpft. Vielmehr überzeugt
uns unbefangenes Nachdenken über unser eigenes
Verhalten in den angeführten Fällen leicht, daß es sich
hier um ganz verschiedene Seelentätigkeiten handelt. Und
es ist ein verhängnisvoller Fehler der modernen dualistischen
Seelenlehre, anzunehmen, daß alle Empfindung notwendig
auch bewußt sein müsse (L. 115).

Vollends verkehrt aber ist es nach HaeekePs Uberzeugung
, wenn man Seele und Bewußtsein mit einander
verwechselt (W. 73), alle Seelentätigkeit für bewußt ausgibt
und das Gebiet des Seelenlebens nur soweit reichen
läßt, wie das des Bewußtseins (W. 73). Denn damit erweitert
man dessen Bedeutung in ungebührlicher Weise
und gibt unvermeidlich zu allerlei Mißverständnissen Anlaß
(W. 70). Das Bewußtsein, so erklärt Haeckel, ist nur
„ein Teil der seelischen ErscheinungenÄ (W. 42, 71).
Und daneben gibt es noch einen anderen Teil, der aus unbewußten
Empfindungen, Vorstellungen und Strebungen
besteht (W. 70). Ja, das Gebiet dieser unbewußten
Seelentätigkeiten oder Seelenzustände ist nach HaeekePs
Ansicht sogar viel ausgedehnter, als das der bewußten
(W. 70, 71). Gehören zu ihnen doch nicht bloß jene durch
Gewohnheit oder Übung erst nachträglich unbewußt gewordenen
Handlungen, sondern auch viele andere Vorgänge,
die niemals bewußt gewesen sind. So vor allem unsere
Sinnestätigkeiten (W. 73, 42; L. 7). Unser Auge z. B.
entwirft für sich auf der Netzhaut ein verkleinertes Bild
von den Gegenständen der Außenwelt; dieses wird unbewußt
von den Sehzellen empfunden, dann von den Sehnerven
zum Gehirn geleitet und hier erst in eine bewußte


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