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284 Psychische Studien. XXXVII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1910.)
Oberst de Rochas eingeladen waren. Bei diesen Sitzungen
saß man um einen runden Tisch und bildete Kette, an
welcher sich aber das Medium nicht beteiligte (!). Letzteres
war in eine Art Sack gesteckt, welcher es jedoch nicht
hinderte, z. B. aus den Taschen seiner Kleider Qegen-
stände zu holen. Dies wurde später von einem Teilnehmer
selbst ausprobiert. Die Sitzungen fanden in voller Dunkelheit
statt. Bemerkenswert ist, daß Bailey die Sitzordnung
änderte und sich zu beiden Seiten Damen wählte. Die
Teilnehmer mußten auf Wunsch des Meüiums singen und
wurden hierbei von einem der Herren auf dem Klavier
begleitet. Die Kontrollmaßnahmen waren in den ersten
zwei Sitzungen sehr milde, um dem Medium nicht Anlaß
zu geben, über Beeinträchtigung der guten Bedingungen
zu klagen.
Das Medium selbst schlug sich wiederholt auf die
Brust, die Arme und Schenkel, um zu beweisen, daß
es keine lebenden Gegenstände bei sich habe. In der
ersten Sitzung kamen zwei „Apporte": eine kleine Rolle
von Stoff, angeblich aus dem Haarschmuck eines indischen
Fürsten, und eine Hand voll Sand mit kleinen blitzenden
Krystallen und Steinchen untermischt. „Selim", der Geist,
der diesen Apport brachte, erklärte, es seien Diamanten!
Es ist nicht erwähnt, welches Ergebnis die fachkundige
Untersuchung ergeben hat. In der zweiten Sitzung wurden
von dem Geiste „Abdul" zwei kleine Vögel gebracht —
kaum größer als ein Zaunkönig. — Einer der Teilnehmer,
Dr. Martin - Sisteron, bemerkte gleich, daß der zuerst gebrachte
Vogel ein ziemlich gequetschtes Aussehen habe.
Die Bitte des Zirkels, Gegenstände zu bringen, welche die
Teilnehmer angeben ^rdfn, z. B. einen Adfer 'usw. schlug
Bailey rundweg ab, „seine indischen Kontrollgeister seien
sehr kapriziös" und „im übrigen sei ein kleiner Vogel so
beweiskräftig, als ein großer''! Der Ausgang der Sache
gab dem schlauen Medium in dieser prachtvollen Logik
nicht Recht. Zum Schluß kam noch ein kleines Nest in
den Händen des Mediums zum Vorschein und die Sitzung
war beendet. Der Versuch, eine Photographie des „Hindu-
Geistes" zu erlangen, mißlang.
Vor der dritten Sitzung war man entschlossen, die
Kontrolle zu verschärfen, insbesondere wurde die genaue
körperliche Untersuchung als unerläßlich befunden. Das
Medium willigte ein und zwei Ärzte untersuchten die Mundhöhle
, die Ohren, die Achselgruben, das Gesäß und die Zehen.
Nun fragten die Ärzte, ob sie auch die Untersuchung auf
den Mastdarm ausdehnen dürften. Dies wurde mit Entrüst-
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