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Peter: Neues von berühmten Medien. 285
ung abgelehnt und die Sitzung fand nicht statt. [Aha! Red.]*)
Es kam noch ein anderer schwer wiegender Grund hinzu:
Bailey — oder vielmehr Dr. Whiteomb, sein Kontroli-
spirit — hatte behauptet, die zwei kleinen Yögel kämen
aus Indien. Oberst de Rochas hatte aber entdeckt, daß
•die Tierchen bei einem Vogelhändler in Gre-
noble am Tage vor jener Sitzung von einem
fr emdlän dischen Manne gekauft worden waren!
Der Händler erkannte Bailey bestimmt wieder! Als diesem
Oberst de Rochas hierüber Vorhalt machte, erklärte das
Medium alles als Lügen! Prof. Reichel war natürlich sehr
enttäuscht. Er dankte dem Grafen Rochas für den großen
Dienst, den dieser ihm durch die Entlarvung erwiesen habe
und traf alle Maßregeln, Bailey nach Melbourne abzuschieben
. Letzterer schien sich der Folgen seines Betruges
gar nicht bewußt zu werden. An das Drama
schließt sich ein interessanter Briefwechsel zwischen dem
Obersten Rochas und Reichel, auf den wir im nächsten
Heft zu sprechen kommen.
*
2) Der geehrte Leser wird sich erinnern, daß vor
wenigen Jahren das russisch« Medium S am bor viel von
sich sprechen machte. Es war besonders der Graf Perovsky-
Pctrovo - Solovovo, welcher über glänzende Sitzungen mit
dem nunmehr verstorbenen Medium berichtete. In den
jüngst erschienenen „Annales des Sciences Psyehiques*
(März 1910) erläßt der genannte Graf die Erklärung, daß
*) Von einem Kenner „amerikanisch * geschalter Pseudo-
Apport - Medien wurden wir schon früher darauf aufmerksam gemacht
, daß solchen das Verstecken der zu apportierenden Gegenstände
an der bewußten Stelle meistens dadurch erleichtert werde,
weil sie erfahrungsgemäß großenteils als passive Päderasten („qui
muliebria patiuntur*), um mit Aristophanes zu reden, Jt€VQV7iQü)xvoi'i
seien! — Üebrigens teilt uns der Herausgeber des „Light*, Mr. J.
B. Shipley (dat. London, W. C, 110 St. Martin's Lane, 4. April er.)
gütigst mit, daß Mr. Guillaume de Fontenay den von Prof.
Keichel an den „ Lighttf berichteten Ausdruck über Bailey: „Er
gebe ihm den Bat, wieder Schuhmacher zu werden** in dieser Form
bestreitet. Er habe nur mit Bezug auf Bailey's faule Entschuldigung
, daß er als Medium doch kein Geld erhalte, den Unterschied
zwischen dem Leben, das B. als Beisebegleiter von Prof. Reichel,
der ihm alle Auslagen aufs freigebigste bezahle, in den ersten
Hotels führe, und seinem früheren Leben als einfacher Handwerksmann
in einer Schusterbude als hinreichendes Motiv betont, das
dem Medium eine möglichst ausgedehnte Verlängerung seiner
jetzigen Lebensweise wünschenswert erscheinen lassen müsse. (Vgl.
Apriiheft, 8. 242, wo wir auf jenen angeblichen Bat nur anspielten.)
— Red.
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