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Kurze Notizen.
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denn er bemerkte, daß der ganze Ort davon wisse und gab
zu verstehen, daß dieselbe ihm bei seinen Knabenbalgereien
mit den Schulkameraden nicht geringen Vorteil gebracht habe.
O. Ohlsen (Genua).
d) Ein Opfer der Hypnose. Aus München
meldete dem „Berliner Lokal - Anzeiger" vom 21. und
22. II. er. ein Telegramm seines Korrespondenten: Ein 20-
jähriger Glastechniker hat heute Nacht während einer
Zechgesellschaft im Wirtshaus ein 18 jähriges Mädchen
hypnotisiert, das seitdem trotz aller ärztlichen Bemühungen
nicht zu erwecken war. Die Unglückliche wurde in die
psychiatrische Klinik gebracht; der Hypnotiseur ist verhaftet
Der 20jährige Glastechniker Delagora ist, wie die
Münchener Post berichtet, der Schüler eines Bäckergehilfen
namens Simon, der seit Jahren gut besuchte Experimeutal-
vorträge in München veranstaltete, obwohl diese polizeilich
verboten sind. So oft aber auch Simon angeklagt worden
ist, hat er vor Gericht immer seine Freisprechung erzielt.
Nach einem späteren Privattelegramm ist das hypnotisierte
Mädchen nach zwölfstündiger Bewußtlosigkeit wieder erwacht
. Sie verbleibt noch einige Tage zur Beobachtung
in der psychiatrischen Klinik. Gegen den Hypnotiseur,
der inzwischen wieder aus der Polizeihaft entlassen wurde,
wird Anklage wegen grotfen Unfugs erhoben. (Vergl. vor.
Heft, Bulletin, S. 246 u.)
e) Ein Mensch als — „Polizeihund*. Die
Newyorker Kriminalpolizei, bekanntlich eine der bestorganisierten
Polizeien der Welt, hat einen neuen Mitarbeiter
gewonnen, dessen rätselhafte Gaben das höchste
Staunen aller Fachleute erregen. Der Fall des Mc.
Orwin, so ist der Name des Mannes, ist wissenschaftlich
untersucht worden, und der bekannte Physiologe Professor
Lionel Bratt hat die Ergebnisse dieser Untersuchung in
mehreren Artikeln niedergelegt. Mc. Orwin besitzt eine
seltene Gabe, die sonst Menschen versagt ist: er kann
wittern. Sein Geruchssinn ist in einer Weise ausgebildet
, wie man es sonst nur bei Tieren, etwa bei
Hunden, beobachten kann. Mr. Orwin ist seiner Herkunft
nach Indianer, das heißt eigentlich ein Mischling, denn
seine Mutter war eine Weiße. Bekanntlich ist bei den Angehörigen
seiner Rasse jeder Sinn in ganz besonderer
Weise ausgebildet; aber während die meisten Indianer
über ein hervorragend gutes Gesicht und ein äußerst
feines Gehör verfügen, konnte man bisher nicht die
Beobachtung machen, daß der Geruchssinn zu einer derartig
anormalen Feinheit entwickelt gewesen wäre, wie bei
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