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308 .Psychische Studien. XXXVII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1910.)
tative* ersetzen. Bis sie aber Gemeingut der groOen Masse geworden
ist, »wird das Christentum herhalten müssen, flankiert von
drohender Anarchie, ßoheit und Gesinnungslosigkeit* Das genügt
zur Charakterisierung dieser Schrift.
Wienhold.
Menschlichkeit sei unser Ziel! Von August Leiner. Druck und
Verlag der Ulmer Zeitung, A. - G. in Ulm a. Donau. 230 S. 8 °.
Preis 1 M.
Der Verf. beklagt, daß bei allen technischen, kommerziellen
und industriellen Errungenschaften die ideakn Güter Mensehlich-
k eit, Mitleid , Barmherzigkeit, Herzensgüte, Selbstlosigkeit, Moral
und Seelenfrieden immer mehr in den Hintergrund gedrängt
werden. Er kämpft mit Recht gegen die in den verschiedensten
Formen auftretende rohe Tierquälerei, fordert eine Revision des
Strafrechts, weist auf die vielfach ganz verkehrte Kindererziehung
hin, preist die Vorzüge einer naturgemäßen Lebensweise, des Vegetarismus
und so weiter. Den praktischen Ausführungen des Verf.
wird man in den meisten Fällen zustimmen; eine mehr philosophische
Grundlegung aber würde manches klarer und überzeugender
erscheinen lassen. Immerhin sei das Buch empfohlen!
Wienhold.
Almanach illustre de l'echo du merveilleux pour 1910. Herausgegeben
von Mad. Gaston Me*ry und den Hauptmitarbeitern des „Echo
du merireilleuxtt. Paris 1910, Alfred Leclerc. 191 S. Preis 1 fr.
Dieser Kalender enthält außer interessanten astrologischen und
astronomischen Angaben eine Reihe von kurzen, aber durchgehends
ansprechenden Beiträgen aus allen Gebieten des Okkultismus. Besonders
hervorzuheben ist der Artikel von Vachide über Chiromantie
. Die Haltung des Kalenders ist frei von Einseitigkeit und
verdient derselbe beste Empfehlung.
Freudenberg - Brüssel.
Wirklichkeitssinn und Jenseitsglauben. Die geistige Grundlage staatlicher
Einrichtungen in naturwissenschaftlich-psychologischer Betrachtung
. Von Oberarzt Dr. med. Fried r. Mörchen - Ahrweiler
. Gr. 8°, 84 S. Halle a. S., Carl Marhold Verlag, 1909.
Verf. stellt sich voll und ganz auf den Boden der exakten
Naturerforschung und zieht mit Energie deren äußerste Konsequenzen
. Nachdem er dem übersinnlichen Ichbegriff: in der Psychologie
den natürlichen Ichbegriff einer deterministischen Psychologie
gegenübergestellt hat, widerlegt er die sog. Beweise des Jenseits-
gllubens 5er Indeterministen und stellt eine positive Begründung
der deterministischen Wirklichkeitsbetrachtung auf. Er weist nach,
wie der Determinismus keinesweg die Kreise des Glaubens, der
Keligion, der Ethik, Moral und des Genies störe; nur sei eine
scharfe Trennung nötig. Die Frage nach dem letzten Grund der
Dinpe dürfe die exakte Wissenschaft nie zu lösen versuchen; diese
werde stets das unverletzbare Gebiet der dort mit Becht herrschenden
Metaphysik bleiben. Deren Gebiet aber nach Möglichkeit einzuschränken
, die deterministische Weltanschauung zu verbreiten
und ihr entsprechend auch die öffentlichen Einrichtungen auszugestalten
, sei Aufgabe der Wissenschaft und der Gebildeten überhaupt
. Noch sei die Zeit für eine Trennung von Kirche und Staat,
wie sie Frankreich jetzt versuche, nicht reif, doch allmählich werde
es sich für die ganze Menschheit erweisen, daß eine natürlich be-
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