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318 Psychische Studien. XXXVII. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1910.)
3 Uhr nachmittags: Öffentlicher Vortrag mit
Lichtbildern, von V. Chartier: »Der wissenschaftliche
Charakter der spiritistischen Experiment
e."
Herr Chartier, der in liebenswürdiger Weise für
den verhinderten D c 1 a n n e einsprang, begann mit der Erzählung
der Erlebnisse der Familie Fox in Hydesville als
dem Ausgangspunkt der modernen spiritistischen Bewegung
und kam sodann auf die neuen Fortschritte zu sprechen,
welche besonders seit der Einführung der Photographie
als Kontrollmaßregel Platz gegriffen haben. Eingehend
behandelte er die Crookes'sehen Registrierapparate, die
Experimente des Prof. Dr. Ochorowicz mit Frl. Tom-
czyk, die Versuche Aksakow's, Piibytkow's und
Gibier's. Von den gezeigten Bildern waren den Mitgliedern
der Versammlung wohl nur die Gibieinsehen
neu, diese aber als Zeichnungen nach der Erinnerung eines
Teilnehmers ohne dokumentarischen Wert. Alles in allem
genommen: ein ausgezeichneter Propagandavortrag und als
solcher mehr für die Außenstehenden als die mit der Sache
Vertrauten von Interesse. —
8 Uhr abends: Experimentalsit zungen in
mehreren Lokalen der „Salons modernes44 mit
verschiedenen Medien, besonders mit Vout-
Peters.
Zu diesen Experimentalsitzungen waren zwei Gruppen
von Medien erschienen, die von Antwerpen und die von •
Charleroi. Das Interesse der Gesellschaft konzentrierte sich
aber vorzüglich und fast ausschließlich auf die Peters 'sehe
Abteilung, zu der zugelassen zu werden an diesem Abend
als ein besonderer Vorzug galt. Der Saal war überfüllt
und die Hitze fast erstickend, so daß ich Herrn Peters
lebhaft bedauerte; doch erklärte er mir später, daß ihm
das nichts anhabe. Wie üblich wurden — diesmal von
Peters selbst mit abgewandtem Gesicht — auf gutes
Glück hin 12 Nummern gezogen und die Inhaber der gleichlautenden
Stuhlnummer aufgefordert, entsprechende Gegenstände
behufs psychometrischer Behandlung einzureichen.
Diese entnahm hierauf Peters selber aus der Hand der
Einreicher, um die Berührung einer fremden Hand zu vermeiden
, ordnete sie in Reihen und besprach sie sodann,
wie er sie gerade aufgriff. Es wurde aus dem Kreise der
Zuhörer heraus später bemängelt, daß auch diesmal wieder
die stereotype Frage gestellt wurde: lebend oder tot?
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