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826 Psychische Studien. XXXVII. Jahrg. 6. Heft. (Juni IM0L)
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6) In vollständigster und ausgedehntester Weise soll
die offizielle Ächtung aller des freiwilligen und überlegten
Betrugs überführten Medien organisiert werden.
7) Gleichfalls sollen durch kompetente Gesellschaften
periodische Prüfungen vorgenommen werden, welche gestatten
, die tatsächlichen Fähigkeiten der Medien festzustellen
und sie durch glaubwürdige Diplome und Zeugnisse
zu bekräftigen. —
War schon bei dem L6on D e n i s9 sehen Vortrag dessen
Allan Kardee'scher Standpunkt als etwas dem deutschen
Spiritismus wenig Vertrautes in die Erscheinung getreten,
so war dies namentlich bei der Debatte über die Medienfrage
heute seitens der Amerikaner noch mehr der Fall.
Räumt doch Amerika den Medien einen ganz anderen Einfluß
ein als Europa, So sprach Frau Harris, welche sich
selbst als „Reverend" bezeichnet und die vermutlich Predigerin
in einem spiritistischen Tempel ist, von dem Vollziehen
sakramentaler Handlungen durch berufene Spiritisten
. Aber trotz aller dieser Differenzen kam es zu einer
glatten Annahme der obigen Leitsätze. Der Antrag der
Prinzessin Kar ad ja, in den Schulen die Kinder über den
Mediumismus zu unterrichten, energische Stellung in diesen
gegen die herrschenden materialistischen Anschauungen zu
nehmen und diesbezügliche Eingaben an die Kultusministerien
zu machen, wurde, wenigstens was den letzteren Punkt
angeht, mit Recht abgelehnt. Andere, das Studium und die
Entwickelung der Mediumität betreffende Leitsätze fanden
Beifall, desgleichen der Vorschlag des Herrn A r t o i s, spiritistische
Photographien als Postkarten (ä 10 Cent) drucken
zu lassen und den Erlös der ßundeskasse zuzuweisen.
Alsdann hielt Herr van Gebergen eine sehr wirkungsvolle
Schlußrede. Er betonte das herrliche Gelingen
des Kongresses, dankte allen Teilnehmern für das, was sie
geleistet, und schloß mit einem frohen Ausblick in die Zukunft
, welche eine feste Vereinigung aller Spiritisten des
Erdballes bringen soll. Und nun hieß es: Auf Wiedersehen
in Genf 1913! —
überraschender Weise meldete sich jetzt Frau Harris
nochmals zum Wort. Gleich anderen aber empfahl ich
mich. Mir war das breite amerikanische Englisch längst
auf die Nerven gefallen, zumal die Dame jetzt noch einmal
die Geschichte der Familie Fox in Hydesville in epischer
Breite zu erzählen begann. Draußen konnte ich nochmals
Peters die Hand drücken und dann gings nach Hause, um
die beim Kongreß gewonnenen Eindrücke so rasch wie
möglich den Lesern der „Psych. Stud.„ mitzuteilen. —
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