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Peter: Zur Entlarvung des Mediums Bailey. 829
Bei der Leichenschau fand man im Mastdarm ein Etui von
14 Zentimeter Länge und 41/« Zentimeter Durchmesser, das
in feines Pergament gewickelt war. Das Ganze wog
650 Gramm und enthielt eine Anzahl Instrumente von
Stahl. Dieses Etui, das unter dem Namen „Necessairett
unter den Sträflingen bekannt war, wurde von dem Kranken
gewöhnlich an dem dicken Ende eingeführt und konnte
von ihm leicht herausgedrückt werden. Infolge eines Versehens
hatte er es am anderen Ende, das konisch zulief,
eingebracht und konnte es nicht mehr herausschaffen.
Das Wörterbuch der medizinischen Wissenschaften von
Dechambre führt eine große Anzahl Fälle auf, in welchen
Gegenstände von verschiedener Beschaffenheit in den Mastdarm
eingeführt worden waren. So z. B. folgende: J. Clo-
quet sah im „Hötel Dieu" einen 35 jährigen Mann, welcher
ein Bierglas in den Mastdarm eingeführt hatte. Dasselbe
war mit dem Boden nach oben gerichtet und konnte mit
den Fingern am Bande ergriffen werden. Die Ausdehnung
des Afters machte die Herausnahme leicht und der Manu
konnte sofort das Krankenhaus verlassen („Soci£t£ de Chirurgie
," 5. Februar 1862).
Bei einem Individuum, das der passiven Päderastie*) ergeben
war, entfernte Dr. Montanari nicht ohne Mühe einen
Mörserstößel, der 30 Zentimeter lang und 61/* Zentimeter
an einem Ende stark war. Derselbe war mit dem anderen
3 Zentimer dicken Ende vollständig eingeführt worden
(„Gazette Hebdomadaire", 15. Februar 1861). —
Soll man aus dem Betrug, den wir festgestellt haben,
schließen, daß alle Apporte Bailey's betrügerisch waren?
Ich denke nicht und dies ist auch die Ansicht der Kommissionsmitglieder
, welche viele Medien gesehen haben und
auch die bezügliche Literatur kennen. In dieser neuen
Welt, welche Mine. d'Espörance so richtig „Sehattenland*
nennt, ist ein Gemisch von Wahrem und Falschem, für das
wir noch keine Erklärung haben. In dem besonderen Falle
Bailey ist es schwierig, anzunehmen, daß er mit den Gegenständen
von beträchtlichem Umfang und verschiedenartiger
Beschaffenheit, welche durch seine Vermittelung gebracht
worden sind, stets die wohl vorbereiteten Beobachter getäuscht
habe, welche ihn vor uns geprüft haben und deren
öffentliche Berichte wir kennen, überdies scheint uns die
Möglichkeit der Apporte nahezu bewiesen durch die große
*) Vergl. vor. Heft, S. 285, Fußnote der Red.; die dort aus-
gesprochene Vermutung findet damit ihre volle Bestätigung von
achmännischer Seite. — Red.
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