Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 334
(PDF, 209 MB)
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884 Psychische Studien. XXXVII. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1910.)

Man wird uns jetzt einwenden, daß die soeben erwähnten
Tatsachen ungenügend und unzuverlässig beobachtet
worden seien. Aber dem gegenüber steht uns bereits
das Experiment. So hat Bourru, Professor der Klinik
in Rochester, folgenden Versuch gemacht: -Mit einem be-
liebigen Instrumente zeichnete er auf den beiden Vorder-
armen eines Hypnotisierten seinen ^amenszug mit dem
Befehl, um 6 Uhr nachmittags einzuschlafen und längs der
bezeichneten Linien zu bluten. Zur angegebenen Stunde
schlief der Patient ein und auf dem einen Arm erschien,
etwas erhaben, in lebhaftem Rot der Namenszug auf der
blassen Haut. Einige Blutstropfen drangen an mehreren
Stellen hindurch; auf dem anderen paralysierten Arm erschien
nichts. *) Dasselbe Experiment hat Prof. v. Krafft-
Ebing an der Wiener Universität angestellt.**) übrigens
finden wir heute in einem jeden besseren Werke über Hyp-
notismus das künstliche Stigma erwähnt. Durch
Jahrhunderte hindurch ziehen sich die Berichte über stigmatisierte
Personen, besonders weiblichen Geschlechts, über
die Wundenmale bei religiösen Schwärmern etc., ohne daß
sich die Schulwissenschaft um diese wichtigen Erscheinungen
gekümmert hätte. Erst der offiziell anerkannte Hyp-
notismus warf schließlich auf die Sache ein neues Licht.
Im Altertum schrieb man alle derartigen außergewöhnlichen
Erscheinungen irgend einem Gott, im Mittelalter dem
Teufel zu, während man sie heute, dank dem wissenschaftlichen
Fortschritt, mit Vorliebe durch „ Autosuggestion * zu
erklären sucht. So mag nun das Anhauchen junger Mädchen
tatsächlich gar nichts bewirken, dafür sollen aber ihre
suggestiven, lebensfrischen und freudigen Worte gewisslich
da und dort ihre Wirkung nicht verfehlt haben. Sie haben
den niedergeschlagenen, verdrossenen und mürrischen Greis
lebensfreudig gemacht und vielleicht gar manche krankhafte
, d. i. eingebildete, Idee zerstört.

Worauf beruhen zum größten Teil die anthentischen
Heilungen in Lourdes und an anderen ähnlichen Gnadenorten
? Auf nichts anderem als auf einer intensiven Einbildung
(Autosuggestion). Soeben lese ich im Journale der
amerikanischen „ Gesellschaft für psychische Forschungtf
(Bd. III, Nr. 6, 1909, S. 351) von einer derartigen Krebsheilung
. Allem Anschein nach ist in dem dort erwähnten
Falle die weitere Krebsbildung durch intensive Auto-

*) Dr. Karl du Prel: „Studien aus dem Gebiete der Geheimwissenschaf
ten,tt 2. Aufl., L Bd., 8. 239, 240.

**) von Krafft-Ebing: „Eine experimentelle Studie auf dem Gebiete
des Hypnotismus,* S. 59 f£.


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