Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 344
(PDF, 209 MB)
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344 Psychische Studien. XXXVII. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1910.)

und Gefühle im Bewußtsein haben kann, ohne von ihnen
zu „wissen* oder sie gar auf das Ich als ihren Träger zu
beziehen. Er meint, um bewußt zu sein, müsse ein seelisches
Erlebnis notwendig auch deutlich, aufmerksam beachtet
, auf das Ich oder dessen Zwecke bezogen, und wohl
gar noch von dem steten Bewußtsein begleitet sein, daß
man sich seiner bewußt ist oder von ihm „weiß*. Ja auf
diese Verwechselung des Bewußtseins besonders mit der
Aufmerksamkeit oder der Selbstbeobachtung stützt sich
HaeckeFs Annahme unbewußter Seelenzustände vorwiegend.
Weil wir bei lange gewohnten und gut eingeübten Handlungen
„nicht mehr an all die feinen Empfindungstöne und
Willensakte denken, die wir beim Erlernen nötig hatten*,
deswegen hält er sie ohne weiteres auch schon für „unbewußt
" (L. 115). Und wenn sich ihnen aus irgend einem
Grunde „die Aufmerksamkeit wieder zuwendet*, dann verwandelt
sie sich nach seiner Ansicht flugs wieder in bewußte
("V. II, 292; L. 115). Aber seine eigenen Worte
zeugen gegen ihn. Er verrät sich selbst, verrät den Grund
seines Irrtums und gibt diesen unvermerkt preis, wenn er
sagt: bei darauf gerichteter Aufmerksamkeit oder angeregter
„Selbstbeobachtung* kämen unbewußte Handlungen sofort
wieder „zu klarem Bewußtsein* (V. I, 191) oder „zu vollem
Bewußtsein* (L. 115). Denn das Beiwort „klar* oder
„voll* deutet ja ersichtlich darauf hin, daß vorher doch
wenigstens so etwas wie ein unklares Bewußtsein dagewesen
ist und daß Haeckel dieses nur ein wenig voreilig mit
völliger Unbewußtheit gleichgesetzt hat.

Daneben spielt freilich noch etwas anderes mit hinein:
eine an sich richtige Beobachtung, die von Haeckel nur
falsch gedeutet wird. Denn bei häufiger Wiederholung
derselben Tätigkeiten schwinden gewisse Teilstrecken oder
anfangs unentbehrliche Zwischenglieder des Gesamtvorganges
allerdings ganz aus dem Bewußtsein und lassen hier
wirklich gar keine Empfindungen, auch keine schwachen
und unbeachteten, mehr zurück. Sie werden tatsächlich
ganz unbewußt, rein mechanisch ausgeführt und können
dann doch durch besondere Aufmerksamkeit wieder zum
Bewußtsein gebracht werden (L. 115, 136). Aber die Sache
erklärt sich gerade aus physiologischem Gesichtspunkt ganz
einfach und ohne die widersinnige Annahme unbewußter
Empfindungen. Denn das Großhirn als der Sitz unseres
obersten Bewußtseins führt ja die Bewegungen unseres
Leibes nicht unmittelbar selbst aus: auch die willkürlichen
nicht. Es überwacht sie nur oder gibt durch die von ihm
ausgesandten Innervationsströme den Antrieb dazu. Aus-


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