Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 363
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Literaturbericht.

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dem Materialismus und dem Pantheismus (Monismus), gelungen ist,
die Bestimmung des Menschen im Universum klarzulegen. Auch
die jetzt beliebte energetische Theorie vermag kaum die vitalen,

halten diese energetischen Positivisten (vulgo Materialisten) die
Schranken ihres Schul Verständnisses für Schranken des menschlichen
Geistes überhaupt. Der wahre Gelehrte erkennt, daß echte
Jßeligion nur auf einer wissenschaftlich begründeten Weltanschauung
beruhen kann und daß also heutzutage die Naturwissenschaften
auch den Eckstein für das Gebäude des christlichen Glaubens
liefern müssen. Bloße Pistis (Glauben) ohne Gnosis (Wissen) bedeutet
den geistigen Tod. So will also dieses Werkchen (im Sinne
der von den französischen Neugnostikern begründeten Zeitschrift:
„Le R^veii Gnostique*, Lyon, 8 rue Bugeaud, ab. 2.50 fr.) ein Wissenschaft
dch und philosophisch begründetes Christentum neu erwecken,
nachdem in Frankreich durch die glatt durchgeführte Trennung
von Kirche und Staat der Boden für eine solche Neugründung geebnet
ist.*) Die Verf. entwerfen nun zunächst ein Gemälde der
Religionsgeschichte in ihrer Entwickelung bei den östlichen Ariern
(Aryas: Veden, Zendavesta), Assyriern, Babyloniern, Phöniziern,
Hebräern, Medern, Hellenen, Etruskern, Römern, woran sich die
Prolegomena einer Definition der Religion der Neuzeit schließen.
Die vergleichende Religionswissenschaft gibt uns die Theorie der Religion
, wie die Grammatik die der Sprache, die Poetik die der Dichtung,
die Rhetorik die der Redekunst, die Logik die des Denkens. Nach
den Gesetzen einer wissenschaftlichen Methodik müssen dabei alle
innerlichen und äußerlichen Erfahrungen auf übersinnlichem Gebiet
von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart sorgfältg gesammelt
und kritisch gesichtet werden. Einige der so gewonnenen
Wahrheiten werden als sicher (Dogmen!), andere als wahrscheinlich
, wieder andere als zweifelhaft, bezw. als bloße Konjekturen
(Vermutungen) sich ergeben. Auch die exakten Wissenschaften
können übrigens der Hypothesen nicht entbehren; ohne solche gäbe
es keine Physik, keine Chemie, keine Physiologie usw. Bei der
„Gnosis* handelt es sich um eine Synthesis des religiösen Wissens,
bei der „Wissenschaft41 um das Ensemble der einzelnen Wissenschaften
, bezw. um die Wissenschaft im allgemeinen. Eine Synthese
der Wissenschaften bildete stets den Abschluß der großen
weltgeschichtlichen Perioden. — Das gegenwärtige Werk soll nun beweisen
, daß die moderne „Gnosis* die hellenisch-christliche bestätigt.
Ihre „Dogmen* sind,der Ausdruck der Wahrheit, soweit es dem
Menschen in seiner irdischen Erscheinungsform erlaubt ist, sie zu
erreichen. Die große Mehrzahl der Menschen besteht ja aus wissenschaftlich
ungebildeten Ignoranten, die sich auf die Autorität der
Gelehrten verlassen und diesen glauben, wie früher der Kirche.
Nur wenige denken selbständig, übersehen alle geschichtlich gegebenen
Lehren und prüfen sie als echte Freidenker; das sind eben
die „Gnostiker*, im Gegensatz auch zu den materialistisch gläubigen
„Positivisten* und den an die griechischen Sophisten erinnernden
„Kritizisten* und „Spezialisten*. Der „Neo-Christianismus* hält als
„gnostischer Katholizismus* fest an den «esoterischen Lehren des Urchristentums
im Gegensatz zur späteren exoterischen Praxis, die
vielfach die erhabenen Lehren Jesu in ihr Gegenteil verkehrte.
Das Dogma der Dreieinigkeit z. ß. entspricht den drei Wesensmodali-

*) Dieso „Gnostische Universalkirche" mit der Zentrale Lyon ist nicht zu verwechseln
mit der denselben Namen führenden Pariser Gruppe, die am Buchstabenlaut
der Lehren des Gnostikerb Valentin festhält.

Phänomene zu erklären. Leider

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