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374 Psychische Studien. XXXVII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1910.)
muß niemals Sitzungen der Eusapia angewohnt haben, um
sich nach diesem nicht darüber klar zu sein, daß der Bericht
, den Prof. Münsterberg zuerst im Metropolitan-Maga-
zine geschrieben hat, absolut falsch ist, und daß der famose
Vorfall mit dem Fuß nicht die geringste Bedeutung hat.
Will man auf die Hypothese einer Illusion seitens der
Experimentatoren zurückgreifen — eine Illusion, welche
seitens des Herrn Prof. Münsterberg und des anderen
Kontrollierenden fast die Grenzen der Halluzination erreichen
würde, — so ist es schon vernünftiger, zuzugeben,
daß die beiden Kontrollierenden gut kontrolliert haben und
daß der Anonymus bei dem Vorstrecken der Hand und dem
Tasten in der Dunkelheit den Fuß der Eusapia, die sich
nicht vom Platz bewegte, getroffen und ergriffen hat in der
Einbildung, der Fuß wäre in Bewegung gegen das Kabinett
. Das ist vielleicht ein unfreiwilliger Irrtum gewesen;
es ist gar nicht notwendig, zu einer Hypothese zu greifen,
welche für den Anonymen unerfreulich ist, nämlich anzunehmen
, daß er, ohne es zu wollen, den Fuß der Eusapia
ergriffen hat und dann, da diese natürlich schrie und sich
wehrte, um seine Ungeschicktheit zu entschuldigen, die Geschichte
des Fußes in Bewegung und vor allem des aus
dem Schuh befindlichen Fußes erfunden hat. Es ist nicht
notwendig, sagen wir, obwohl es recht menschlich wäre. —
Zum Schlüsse bemerken die „Annales* sehr richtig,
daß der Anonymus vergessen hat, zu sagen, ob er einen
nackten Fuß ergriffen hat, oder ob der Fuß mit einem
Strumpf bekleidet war oder in einem Schuh steckte. Herr
Münsterberg sagt uns, daß das Bein barfuß („unshod") war,
was doch eher auf einen nackten Fuß, als auf einen Fuß
im Strumpfe schließen läßt. Es ist aber nicht anzunehmen,
daß Eusapia den Strumpf ausgezogen hat. Und trotzdem
behauptet der Professor, daß, als er am Arme berührt
wurde, er ganz deutlich den Daumen und die Finger gefühlt
habe. Man begreift nicht, wie das möglich war bei
der Berührung mit einem Fuß und überdies mit einem
Fuß im Strumpfe; dabei trug der Professor einen dicken
Winterüberzieher.
Dennoch nimmt dieser Professor der Psychologie eher
alles an, die unwahrscheinlichsten Dinge, wie auch die für
ihn so beschämenden, die seine Unfähigkeit zu beobachten
beweisen, als zuzugeben, daß hier ein echtes Phänomen
vorliegt oder ganz einfach, daß der Anonyme schlecht beobachtet
hat in jener Sekunde, welche seine Beobachtung
währte, obendrein im Trubel, in den ihn seine dunkle
Expedition versetzt hat. Prof. Münsterberg hat nicht ein-
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