Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 383
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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Clericus: Aus den Akten einer geistlichen Oberbehörde. 388

erwachte. Ein kalter Frost rieselte über meinen Körper. Ich
versuchte durch eine andere Lage im Bette den verscheuchten
Schlaf wieder zurückzurufen. Doch vergebens: immer mehr
und mehr fühlte ich mich beklommen und es ward mir,
als sei etwas in meinem Zimmer, das nicht dahin gehöre.
Ich mochte wohl eine Viertelstunde in dieser peinlichen
Lage gewesen sein, als plötzlich jemand an meiner Decke
zu zerren schien. Ich wollte aus dem Bette springen, aber
es schien mir, als ob ein Alp auf meiner Brust läge und
mir den Atem zu rauben suchte. Ich wollte schreien, meine
Zunge war wie gelähmt; ich wollte aufstehen, kein Glied
konnte ich bewegen; unterdessen wurde der Druck immer
heftiger, der Atem spärlicher, der Angstschweiß drang aus
all meinen Poren. Es war das erstemal, daß ich die Bedeutung
des Wortes „Furcht" kennen lernte.

So lag ich in dieser verzweiflungsvollen Stellung wohl
abermals eine Viertelstunde, ohne irgend welche Bewegung
machen zu können. Endlich schwand die Beklemmung und
ich konnte wieder einen freien Gebrauch von meinen Gliedern
machen. Mein erstes war nun Licht anzuzünden und
auf die Uhr zu sehen, welche 3 Minuten auf 5 Uhr zeigte.
Kurz darauf ertönte das feierliche Geläute der Morgenglocken
, welche mein Herz tief erschütterten, und in mir
eigentümliche Gefühle hervorriefen, gottselige Gefühle sage
ich. Als der Tag endlich anbrach, war alsbald bei mir das
Andenken an die abenteuerliche Nacht entschwunden und
ich lachte über mich selbst, daß ich so lebhaft geträumt.

Die folgende Nacht verlief für mich ohne die geringste
Ruhestörung und ich hatte die ganze Sache schnell vergessen
. Doch die zweite Nacht nach Neujahr mußte ich
noch Schlimmeres erfahren, als ich bereits erzählt. Der
Spuk begann diesmal gegen 4 Uhr und ich hatte das
nämliche Schauerliche wieder zu erleben, wie in der ersten.
Von diesem Tage an hatte ich beinahe keine Nacht mehr
Ruhe, und mir wrar, als ob eine dämonische Macht mich
verfolgte und mich nie mehr ruhen ließe. So vergingen
für mich 14 qualvolle Nächte, ohne daß ich jemand die
geringste Mitteilung von der Sache machte. Indeß wurde
mein Aussehen von Tag zu Tag schlechter, das Auge trüber
und jedermann merkte, daß in mir eine bedeutende Veränderung
vorgegangen sei. Auf Befragen meiner Anverwandten
, was mir fehle, erzählte ich nach einigem Zögern
den ganzen Tatbestand. Man lachte mich aus und erklärte,
wie es sonst gewöhnlich immer der Fall ist, diese geheim-
nißvollen Erscheinungen für einen krankhaften Zustand.
Eine aufgeregte Phantasie, sagte man, spiegle sie mir vor.


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