Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 406
(PDF, 209 MB)
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406 Psychische Studien. XXXVII. Jahrg. 7. Heft. (Juli MO.)

wachen, sinken die übrigen Körperteile mehr und mehr zu
bloßen Handlangern für besternte regelmäßig wieder-
kehrende und vorwiegend mechanische Arbeiten, wie z. B.
die der Ernährung, herab. Aber deswegen büßen diese
niederen Teile ihre seelischen Fähigkeiten doch nicht ganz
ein. Vielmehr werden wir ihnen, ungeachtet aller Arbeitsteilung
und Zentralisation auf körperlichem, wie auf seelischem
Gebiet, doch ihr eigenes seelisches Innenleben zuerkennen
müssen. Freilich könnte es scheinen, als seien
damit nun doch wieder „unbewußte Empfindungen" im
Sinne HaeekePs anerkannt. Aber das ist doch in Wahrheit
nicht der Fall. Unbewußt sind die Empfindungen
niederer Teile meines Körpers nur für das oberste Bewußtsein
meiner grauen Hirnrinde, weil dieses von ihnen allerdings
nichts erfährt. An sich aber sind sie nicht unbewußt,
sondern als Empfindungen jener niederen Teile diesen
selbst notwendig auch bewußt: genau wie die Empfindungen
eines fremden Vorderhirns wohl mir unbewußt sind,
aber doch nicht ihm selber. Und darum können sie auch
zur Erklärung des Bewußtseins im allgemeinen nichts
beitragen. Sie stellen keinen fließenden Ubergang, keine
stammesgeschichtliche Brücke zwischen körperlichen und
bewußt-geistigen Vorgängen dar, sondern stehen zu dem
Reiche des natürlichen, materiellen Daseins ebenso in
grundsätzlichem Gegensatz, wie die uns unmittelbar bekannten
Empfindungen unserer Großhirnrinde. Sie sind
keine unbewußten, sondern bewußte Empfindungen: nur
keine Empfindungen des Oberbewußtseins, sondern eben
Empfindungen von Unterbewußtsein oder niederen,
untergeordneten Bewußtseinen. Und wir erklären mit ihnen
nicht etwa das Bewußtsein als solches, sondern erweitern
dessen Reich nur über die Grenzen des Oberbewußtseins
hinaus. —

In der Tat ist die Annahme von solchen Unterbewußt-
seinen oder relativ unbewußten, d. h. dem obersten Bewußtsein
unbekannten Empfindungen in uns selbst, wie in jedem
höheren Tiere den erwähnten Tatsachen gegenüber fast
unvermeidlich. Dem körperlichen Stufenbau von Individuen
verschiedener Ordnung, als welchen schon Spinoza und
Goethe jeden höheren tierischen Organismus erkannt haben,
muß auch auf geistiger Seite ein eben solcher Stufenbau
von niederen und höheren Einheiten entsprechen (L. 65).
Das ist eine unvermeidliche Folgerung nicht nur der Entwicklungslehre
, sondern auch des Einheitsgedankens. Ja,
das wahrhaft monistische Denken kann gar nicht anders:
es muß überall da, wo Leben ist, also in jeder Zelle, gleich-


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