Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 407
(PDF, 209 MB)
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v. Schnehen: Haeckel's „Stammesgeschichte des Bewußtseins*. 407

viel ob sie frei lebt oder nicht, auch Empfindung, Seele,
Bewußtsein annehmen. Und wenn Haeckel bei den höheren
vielzelligen Tieren und Pflanzen nicht, wie bei den niedern,
alle Zellen des Körpers, sondern nur einen auserlesenen
Teil derselben an dem Seelenleben des Ganzen beteiligt
sein läßt (W. 63; M. 22), wenn er hier die von ihm als
„Psyehoplasma" bezeichnete materielle Unterlage der seelischen
Erscheinungen auf die Nervenmasse der Ganglienzellen
beschränkt (W. 47) und von besonderen „Seelenzellen
" redet, die allein noch Träger der Empfindung und
der Vorstellung sein sollen (W. 49, 51 u. a.), so ist das ein
offenbarer Widerspruch gegen seine eigene Behauptung,
die Empfindung sei eine allgemeine Eigenschaft des lebenden
Plasma (W. 54) oder gar der Materie überhaupt
(W. 73, 97) und, wie kein Geist ohne Materie, so könne
auch keine Materie ohne Geist existieren und wirksam sein
(W. 14).

Jedenfalls aber, ob man nun die Annahme von Unter-
bewußtseinen gelten läßt oder nicht, eins ist gewiß: Haeckel's
Versuch, mit Hilfe der Entwicklungslehre die rein natürliche
Beschaffenheit des Bewußtseins zu erweisen, ist unbedingt
verfehlt. Denn auch, wenn es wirklich unbewußte
Empfindungen in seinem Sinne gäbe und wenn das, was er
selbst so nennt, nicht Ijloß entweder unbeachtete Inhalte
des Bewußtseins, oder aber rein körperliche Vorgänge
wären, so würden uns doch diese unbewußten Seelenzustände
in keiner Weise zum naturwissenschaftlichen Verständnis
des Bewußtseins verhelfen. Denn dieses käme
dann eben „als ein neues Lebenswunder" noch zu ihnen
hinzu (L. 12). Mit der ersten „Spiegelung" der ersten unbewußten
Empfindung in irgend einem Bewußtsein wäre die
Welt mit einem Schlage doch wieder verdoppelt. Es bliebe
nach wie vor unbegreiflich, wie es plötzlich zu einer
„inneren Anschauung* der bis dahin eben nicht angeschauten
(körperlichen oder unbewußt - seelischen) Vorgänge
kommt. Und wir hätten statt eines Eätsels nun
bloß ihrer zwei. Denn die Entstehung der unbewußten
Empfindungen aus körperlichen Vorgängen oder äußeren
Bewegungen materieller Teile ist genau ebenso rätselhaft
und von Haeckel selbst jedenfalls unerklärt gelassen, wie
die etwaige Entstehung des Bewußtseins aus unbewußten
Empfindungen. „Die Erscheinung des Bewußtseins/ so
lasen wir ja in den „Welträtseln% „trägt einen so eigenartigen
Charakter, daß ihre Ableitung aus anderen psychischen
Funktionen höchst bedenklich erscheint (W. 73).
Und selbst wenn das letztere Rätsel gelöst und die plötz-


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