Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 409
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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t. Schlichen: Haeckel's „Stammesgeschichte des Bewußtseins". 409

ist (W. 55) und zwar keine reale, sondern eine ideelle
Spiegelung (N. 28), ja wenn die äußeren physikalischen
Reize oder Sinneseindrücke, um uns innerlich bewußt zu
werden, in den Denkherden der Großhirnrinde erst „subjektiv
in Vorstellungen umgesetzt" werden müssen (L. 2;
W. 120) und diese Vorstellungen bloße „ Bilder der äußeren
Gegenstände" sind (L. 7; W. 50), dann haben wir es hier
eben mit dem Gegensatz zwischen einer objektiv - realen
Sphäre des natürlichen Geschehens und einer subjektividealen
Sphäre des bewußten Empfindens und Vorstellens
zu tun.

Und daran können auch alle Spekulationen über (unbewußte
) Empfindungen der Materie nichts ändern. Im
Gegenteil: sie übertragen jenen Gegensatz nur von den
Lebewesen auf die unbelebte Natur. Denn wenn schon
den Molekülen und Atomen der Materie Empfindung und
Willen innewohnen (W. 73, 91), dann haben wir eben schon
bei ihnen neben der materiellen Außenseite des räumlichen
physikalischen Daseins und Wirkens (Ausdehnung, Kraftäußerung
und Bewegung) eine geistige Innenseite des seelischen
Geschehens (Fühlen und Streben) anzuerkennen
(L. 186; W. IL, 132). Und wenn das Bewußtsein niemals
von außen, mit den Sinnen oder Maßstäben der Naturwissenschaft
, sondern immer nur von innen auf subjektiven
Wegen zu erforschen ist (W. 42, 71; L. 9), ja wenn sich
die Vorgänge der Empfindung überhaupt nicht unmittelbar
mit denen der Bewegung verknüpfen lassen (L. 185) und
wir darum den Begriff der Energie ganz auf die Mechanik
beschränken müssen (L. 185—186), dann sind Empfinden
und Bewußtsein eben keine Naturerscheinungen,
sondern etwas, was über das Gebiet der Natur oder sinnlich
wahrnehmbaren Körperwelt (L. 37, 181, 189) unbedingt
hinaus liegt und darum auch für alle Naturwissenschaft
ewig unerreichbar oder transzendent ist. —

So widerlegt Haeckel auf Schritt und Tritt seine
eigenen ultramonistischen Dogmen. Er selbst spaltet das
Sein in zwei unvergleichbare Hälften. Er selbst räumt
ein, daß die Welt „doppelt«, d. h. eine zwiespältige Erscheinungswelt
, ist. Er selbst stellt ihrer Außenseite des
materiellen Daseins und energetischen Geschehens eine
seelische Innenseite der Empfindung oder des Bewußtseins
gegenüber. Und er selbst gibt zu, daß es die Naturwissenschaft
, die Mechanik oder Energetik immer nur mit der
räumlichen Außenseite der Bewegung, aber nicht mit der
seelischen Innenseite der Empfindung zu tun hat. Freilich
geschieht all das, ohne daß er selbst etwas davon merkt.


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