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Zum Kapitel: „Ein Traumdichter.* 411
Lager. Seit 1851 wurde also die zweite Auflage nicht abgesetzt
. Ein Zeichen, wie wenig das Eyth'sche Buch beachtet
wurde und wie wenig es infolgedessen bekannt ist.
Eine Genugtuung ist es auch für mich, daß sowohl ein
Herr Ritter, Bibliothekar in Straßburg, als auch der mit
L. zeichnende Herr, der den Artikel über mein Buch im
Februarheft des „Türmers* brachte, in der „Straßburger
Post* (Nr. 182 und 195) inzwischen öffentlich festgestellt
haben, da9 Eduard Eyth (nicht zu verwechseln mit Max
Eyth)*) all» Dichter ganz unbekannt geblieben und daß sein
Buch, dem unsere 50 Gedichte entnommen zu sein scheinen,
eine ganz unbekannte Größe ist. — Und dies Buch soll
nun ausgerechnet ein einfacher junger Mülhauser, der, wie
ich es in meinem Buche S. 87 und 88 schilderte, in Frankreich
erzogen wurde, der für deutsches W e s e n (nicht nur
für deutsche Literatur!) aber auch gar nichts übrig hat,
der in seinen Musestunden autodidaktisch italienisch lernt
und französischen Sprachunterricht erteilt, der politisch sein
Herz der blauweißroten Trikolore zugewendet hält, während
Eyth einen deutschen Patriotismus dokumentiert, durch
den sich das ehemalige Medium geradezu angewidert fühlt,
— gerade dieses Buch soll also dieser ganz unliterarische
junge Mann benutzt haben, um durch Rezitieren der oft
sehr schwierigen 50 Gedichte in somnambulem Tiefschlaf
uns — und eigentlich erst recht sich selber — jahrelang
zu äffen! Und das alles obendrein ohne jeden vernünftigen
Zweck und ohne die geringste Aussicht auf Befriedigung
irgend welcher Interessen, die ihm seine Mediumschaft tatsächlich
nie, in keiner Weise, geboten hat! Nein, so einfach
ist des Rätsels Lösung denn doch nicht. — Zuerst erhebt
sich nun die Frage: Ist vielleicht ein Zirkelteilnehmer im
Besitze der Gedichtsammlung und hat er die Gedichte dem
Medium suggeriert? Sie erledigt sich sofort durch die
Tatsache, daß die Teilnehmer an den Sitzungen wechselten
und daß selbst ich nicht immer dabei
war.
Da dieser Weg also nicht gangbar ist, galt es nun,
vor allem eine Erklärung vom Medium selber zu erhalten,
ferner wenn irgend möglich auch ebensolche von Seiten
eines kompetenten ehemaligen Zirkelmitgliedes. Beides
habe ich inzwischen erhalten. Am 12. Februar 1910 wurde
in meiner und dreier Zeugen Anwesenheit vom Medium
folgende schriftliche Erklärung abgegeben: „Heute
Abend erschienen bei Herrn H. Wagner, Züricher Straße 7,
*) Verf. des bekannten „Wanderbuch eines Ingenieurs*. — Red.
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