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Jägers »Entdeckung der Seele*
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wieder entschwinden, da wir ihre Gesetze noch nicht
kennen, aus dem „Unterbewußtsein" entstammen
oder „jenseitige Intelligenzen* sind: darauf
spitzt sieh nun die Frage zu. Ich maße mir nicht an, hier
ein abrundendes Wort zu sprechen/ — So weit unser Mitarbeiter
. Wir teilen diesen zurückhaltenden Standpunkt
und überlassen die Klärung dieser Fragen der psychologischen
Forschung/ [Ganz unser eigener Standpunkt! —
Red. der „Psych. Studien*.]
III Abteilung.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.
Zu Prof. Dr. Q. Jaeger's
„Entdeckung der Seele".*)
In der a. a. Stelle besprochenen Nr. 4 seines „Monatsblatts
" schreibt der berühmte Zoologe in seinem derben,
durch Klarheit und Frische ausgezeichneten Stil:
„Aus Anlaß des Artikels „Gedankenlesen" wird mir eine
Zuschrift eingesandt mit der Bemerkung: In ärztlichen
Kreisen herrsche die Ansicht, Körper und Seele seien ein
Begriff und nicht zu trennen. Wenn die Sprache noch
Seele und Geist unterscheide, so sei dies als ein Überbleibsel
aus einer Zeit aufzufassen, wo die Kultur des
Menschen noch primitiv war; man habe heute diese Unterscheidung
nicht mehr nötig. Der Briefschreiber knüpft daran
die Bemerkung, es wäre im „Monatsblatt" eine Auslassung
dahin wünschenswert, ob diese Behauptung von
der Uberflüssigkeit der Unterscheidung richtig sei. Hier
meine Antwort: *
Ich denke, wir sollten im Zeitalter der Technik soviel
Verständnis für praktische Sachanschauung, also auch
Menschenanschauung haben, daß man hier nach dem
Grundsatz „divide et impera" verfährt, d. h. daß man eine
Sache in diejenigen wesentlichen Bestandteile zerlegt, aus
deren Zusammenarbeiten die Leistungen und Eigenschaften
des Ganzen sich ergeben. Wenn ich z. B. jemand mit
einer Uhr bekannt machen will, so daß er sie gebrauchen
*) Obiger auf S. 368 des Juniheftes für dieses angekündigte
Artikel wurde leider ohne Vorwissen des Schriftleiters „wegen
Raummangels*4 nachträglich vom Herrn Verleger aus dem vorigen
Heft wieder herausgenommen. — Red.
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