http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1910/0428
424 Psychische Studien. XXXVII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1910.)
ragenden Verdienste um die Bewegung
die Ehrenmitgliedschaft spiritistischer Vereine übertragen.
Kundige spürten freilich schon längst, daß es mit der
wissenschaftlichen Beweisführung haperte. Strengen Anforderungen
genügende Zeugnisse für die Echtheit der
Hansmann'schen Bilder waren nicht vorhanden. Uber die
Bedingungen des Zustandekommens erfuhr man nichts
Umso vielgestaltiger waren dafür die Bilder. Dutzende
von Geistgestalten befanden sich oft auf einer Platte.
Neben Präsident Lincoln, Friedrich dem Großen und Altmeister
Goethe tauchte — um die Sphärenharmonie zu
vollenden — das Geistporträt des Indianerhäuptlings „Rote
Wolke14 auf, um dessen geistige Kontrolle sich zahlreiche
amerikanische Medien streiten. Je abwechselungsvoller und
zahlreicher Hansmann's Erfolge waren, umso freudiger nahm
sie der kritiklose Spiritismus auf. Stützen doch noch heute
spiritistische Redner ihre Behauptungen fast ausschließlich
auf die „photographischen Aufnahmen des Herrn Dr. med.
Hansmann % die sie in Lichtbildern vorführen. Uber diese
Erfolge wird nicht zuletzt der gute amerikanische Doktor
seine Freude gehabt haben. — Die Brüsseler Gesinnungsfreunde
und das Antwerpener Komitee stehen nicht allein
in der scharfen Verurteilung solcher Albernheiten. Immer
mehr machen sich die Einflüsse bemerkbar, die inbezug auf
die Geisterphotographie gerade wegen ihrer ungeheuer
großen Beweiskraft auf exakteste Feststellung
dringen und im Dienste der Wahrheit gern verzichten auf
ungewisse, verdächtige und unlautere Beweismittel. Nicht
die Quantität, sondern die Qualität gibt hier den Ausschlag.
Hinsichtlich der Geisterphotographie müssen folgende
Grundsätze zur Anwendung kommen: Handelt es sich um
die . Photographie des Unsichtbaren — Aufnahmen von
Materialisationen scheiden in diesem Sinne aus — und steht
Material in Frage, das, wie im Falle Hansmann, mit
Leichtigkeit in Masse gewonnen wird, so haben die Bilder
nur dann Wert für uns, wenn die Gewährsleute oder Medien
zur Wiederholung der Aufnahmen vor geeigneten Kommissionen
bereit sind. Handelt es sich dagegen um spontan
mediumistische Erscheinungen, um Geisterbilder, deren Entstehen
mehr zufällig und vereinzelt, also nicht leicht
wiederholungsfähig zu sein scheint, so tritt die Kommissionsprüfung
ein, die sich damit beschäftigt, die Urkunden
und Zeugnisse auf ihre wissenschaftliche Verwertbarkeit
zu prüfen, sowie die Originalnegative und die
Positive nach technischen Methoden zu untersuchen. Den
.Betrügern, die nun einmal in unserer Sache Fuß gefaßt
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1910/0428