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450 Psychische Studien. XXXVII. Jahrg. 8. Heft. (August 1910.)
meinem bisherigen, in dieser Sache ausgeführten, schon auf
Tausende von Versuchen gegründeten Studium als Erfahrungstatsachen
und Schlußfolgerungen ergeben haben,
namhaft machen, um meine Stellung zu der gesamten Frage
scharf zu bestimmen:
1. über sichere Nachweise mit der Wünschelrute oder
überhaupt über sichere, bisher noch unerklärbare oder
wenigstens wissenschaftlich noch nicht zur Genüge klarzulegende
Wahrnehmungen — ich muß hier auch anführen
„Ahnungen", Gedankenübertragung usw. — liegt eine Fülle
von wohlverbürgten Belegen vor. Es wäre grundfalsch und
jedenfalls sehr leichtfertig, wollte man alles das mit dem
so inhaltslosen Worte „Zufall14 abtun.
2. Was besonders die Wünschelrute anbetrifft, so ist
nach meinen persönlichen Untersuchungen, nach eigenen
Errahrungen an einer ganzen Reihe von Personen, bei
welchen die Rute richtig funktioniert, die Nach Weisung
desto sicherer, je frischer, ja, allem Anschein nach, je „gesünder
" die betreffende Person zurzeit des Versuchs ist.
Aufregung ist entschieden hinderlich, ja Nervosität scheint
überhaupt sichere Ausschläge mit der Rute auszuschließen
, aber auch Störungen am Geruchsorgan wirken
im höchsten Grade ungünstig. So konnte ich wiederholt
finden, daß bei Nasenkatarrh die Rute versagt. Experimentell
ließ sich auch feststellen, daß bei Verstopfung der
Nase mit Baumwollpfropfen und ebenso nach vorhergehender
Reizung durch die Aufnahme starker Gerüche, die den
Geruchsnerv abstumpfen, wie Schwefelwasserstoff, Ammoniak
, Schwefelkohlenstoff usw., teils kurz vorübergehend,
teils für einige Zeit eine Unfähigkeit des Rutengängers
eintritt. Erst in frischer Luft stellt sich wieder die Fähigkeit
ein; aber immer sind dann noch bei Findversuchen
Mißweisungen zu konstatieren. Dagegen sind schwache
Tingierungen der Luft mit einem bestimmten Geruch, soweit
ich bisher feststellen konnte, von guter Wirkung und
die Reaktion wird dann durch leichtes Schnüffeln noch
wesentlich unterstützt.
3. Von größter Bedeutung ist weiterhin eine gewisse,
mindestens einige Zeit, etwa eine halbe bis eine Minute
, beanspruchende Akkomodation an das Gesamtgebiet
, in dem der Versuch stattfinden soll. Diese Akkomodation
wird aber nicht in der Ruhe, sondern in erster
Linie im Gehen erworben und scheint besonders die
Wärmeverhältnisse zu betreffen. Wärniedifferenzen, selbst
solelie von sehr geringem Betrage, sind jedenfalls von
höchster Wichtigkeit. gEin Wechfel der Luftströmungen,
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