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Bürk: Natur oder Geist. 473
auch auf der Wage konstatierte Umwandlung der Stoffe
ein Fingerzeig zu sein. Besteht nicht unser ganzes Arbeiten
in Umwandlung der Materie durch Anhalten des Atmens
(Unterdrückung der Oxydation des Blutes)? Tritt nicht
eine Willensentscheidung dadurch ein, daß durch Verschiebung
gewisser Stoffe (Kohlenstoffe und Eiweiß ?) eine Kraftquelle
geöffnet, die andere verstopft wird? Können nicht
im Trance durch das Unterbinden verschiedener Funktionen
andere Kräfte eine unbegreifliche Stärke erlangen?
Kann nicht eine solche durch das Mittun der Teilnehmer
(Kette) erhöhte Kraft den Widerstand besiegen, den ihr
von anderen Menschen ausgehende Kräfte entgegenstellen,
wodurch sie in Besitz genommen werden von den Organen
anderer? Es wäre gewiß von hohem Wert für die Forschung
, wenn bei Berichten über Sitzungen neben den oben
berührten Spannungen in der Atmosphäre auch die Konstitution
der Medien, sowie ungewöhnliche körperliche Zustände
genau angegeben wären. Just. Kern er schreibt von
der Seherin von Prevorst, sie hätte 7 Jahre im Zustand
der Agonie sich befunden. Wie vieles Rätselhafte in ihrem
Leben ist damit auf natürliche Ursachen zurückgeführt! —
Daß die von mir angegebenen Erklärungen vorerst bloß
Vermutungen sind, weiß ich wohl; aber dankbar wäre ich für
jede Berichtigung eines Irrtums, dankbar für jede Förderung
im Erkennen der Psyche. — Mit aufrichtigem Dank für die
Anregungen, die ich durch Ihre „Psych. Studien* erhalten
habe, zeichne ich hochachtungsvoll Bürk, Lehrer.*
Das Ehepaar Abend außer Verfolgung.
Mitgeteilt von Walter Eoßberg (Berlin).
Große Aufregung herrschte im Oktober v. J. in spiritistischen
und antispiritistischen Kreisen, als das Ehepaar
Abend nach einer „Entlarvungs-S£ancea durch Kriminalkommissar
Leonhard verhaftet wurde. Der in Medien*
Entlarvungen nicht ungeübte Beamte — er trat bekanntlich
schon im Rotheprozeß auf — besorgte die kriminalistische
Verfolgung, während der Schriftsteller Eberhard Buchner
den journalistischen Vertrieb der Affäre übernahm. Wer
die spaltenlangen Preßberichte, über welche seinerzeit auch
in den „Psych. Stud.* eingehend berichtet wurde,*) aufmerksam
verfolgt hat, muß geglaubt haben, die Betrugsmomente
liegen klipp und klar zutage. Dem scheint aber doch
nicht so gewesen zu sein. Denn jene ersten Berichte
werden eigenartig illustriert durch den eben vom Land-
*) S. „Psych. Stud." 1909, S. 678 u. 747. — E e d,
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