Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 530
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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530 Psych. Studien. XXXVII. Jahrg. 9. Heft. (September 1910.)

Lachen —, wenn nicht zu albern wäre! Man könnte kopfstehen
angesichts der schier unglaublichen Szenen, die sich
in den heutigen frühen Abendstunden da unter mir auf
der Bismarck- und Turnerstraße abspielten. Ich kehre am
Mittwoch Abend in der achten Stunde in mein friedliches
Heim in der Karkutschstraße zurück, das ich seit fast
einem Jahrzehnt bewohne. Zwei Häuser weiter — auf derselben
Straßenseite — macht sich eine Menschenzusammenrottung
bemerkbar; es wird eifrig debattiert und gestikuliert
. In meiner Wohnung angelangt, höre ich, daß es im
Hause Nr. 14 in einer bescheidenen Hofwohnung des
linken Flügels „spukt". Mich amüsiert zunächst die Sache;
vom Balkon aus beobachte ich dann das weitere Anschwellen
der Menge. Da regt sich das pflichtgemäße, berufliche
Interesse. Also Hut auf und hinüber zum „Spukhaus
*. Es ist mittlerweile dunkel geworden. Im Flur des
Hauses stehen aufgeregte Menschen in Gruppen, ebenso
auf dem Hofe. Ein Vorkosthändler im Parterre des
Vorderhauses läßt mich auf mein Läuten ein, seine junge
Frau führt mich an das offene Fenster eines zum Hofe
führenden Zimmers, das dicht an die Wohnung des Arbeiters
Büchsler im linken Seitentrakte stößt. Hier ist der
Schauplatz der unheimlichen Dinge, die — wie ich höre —
schon seit geraumer Zeit die Hausbewohner in Atem
hielten, bis sie endlich in den letzten Tagen — zögernd
und zurückhaltend zunächst — hinaus auf die Straße getragen
worden sind. Das hat genügt! Heute Abend steht
fast eine ganze große Stadt im Banne dieses unglaublichen
Unfugs, stauen sich unabsehbare Menschenmassen, undurchdringlichen
Mauern gleich, an den beiden Mündungen der
Karkutschstraße zu der sie schneidenden Bismarck- und
Turnerstraße, Menschenmassen, aus denen grelle Pfiffe und
ein wildes Gejohle zu meinen Fenstern empordringen.
Von meinem Lauscherposten am offenen Fenster der
dunklen Hinterstube des Vorkosthändlers kann ich den
ganzen Hof überblicken und höre das dumpfe Murmeln
der Gruppen, die den Hof füllen und in die spukhafte
Wohnung eingedrungen sind. Es ist toll, was da alles geraunt
wird. Kaffeetassen, so flüstern die Schreckhaften,
sind vom Küchenregal gegen die Köpfe zufällig in der
Küche anwesender fremder Personen geflogen, Bierflaschen
— zum Glück waren sie vor dieser unfreiwilligen aviati-
schen Übung leergetrunken worden — folgten ihnen nach
und zertrümmerten die Scheiben der Küchenfenster und
der Flurtüre, ein Wäscheschrank öffnete sich plötzlich und
zerstreute seinen Inhalt in das Zimmer, Kehrbesen fühlten


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