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Literaturbericht. 541
einfache Gedanken ab, weder voreilig, noch zu ängstlich, indem
er sich an ein unparteiisches Publikum wendet." Den allgemeinen
Ratschlägen über die bei derartigen Forschungen einzuhaltende
Methode folgen besondere Erörterungen über Klopftöne, Bewegung
von Gegenständen ohne Berührung, Lichterscheinungen, Kristallsehen
, Fernsehen und Fernwirken, automatisches Schreiben usw.
Die Untersuchungen des letzten Kapitels über Betrug und Irrtum
sind mit derselben Ruhe und Klarheit und ohne alle Voreingenommenheit
geführt, wodurch die gesamte Darstellung sich auszeichnet
. Wernekke.
Die Philosophie des Lebens. In allgemein verständlicher Darstellung.
Von Johannes Bürde. Jena, H. W. Schmidt (G. Tauscher).
1910 (107 S. 8°).
„Der Verf: hat sich bemüht, seinen Vortrag möglichst deut-
li3h zu gestalten": daran soll nicht gezweifelt werden; nur ist es
ihm nicht recht gelungen, und so tut er wohl, es „dem Leser zu
überlassen, die bei der Kürze des Buchs unvermeidlichen Lücken
selbst auszufüllen". An eine Betrachtung von Kant's Kategorientafel
schließt sich ein Kapitel über das Verhältnis von Fühlen und
Denken, eine sehr kurze Auseinandersetzung über Willensfreiheit
und ein verhältnismäßig langes Kapitel „über die Natur und die
Dinge", d. h. eine Art Erkenntnistheorie, worin dargetan werden
soll, daß Fühlen und Denken „nichts weniger sind als Weltprozesse
, durch welche das Subjekt der Materie [oder die Substanz
] auf unendliche Weise schafft und sich auf unendliche Weise
bereichert." Wernekke.
Versuch einer Physiologie des Schlafes und des Traumes. Von Dr. Fr.
Veronese-Triest. Übersetzt aus dem Italienischen. Leipzig
und Wien, 1910, Franz Deuticke. 87 S. 8°.
Der Verf. vertritt die Anschauung, daß das Zwischengehirn
eine hervorragende physiologische Bedeutung habe, welche über
die gewöhnlichen motorischen, sensiblen und sensoriellen Funktionen
hinausgehe. Speziell in dem Thalamus opticus sieht er das
Vermittelungsglied aller kortikalen Funktionen, d. h. den Sitz des
Aufmerksamkeitsprozesses, und als solcher nicht nur bezüglich der
Sinneswahrnehmungen und der Assoziationen, sondern auch bezüglich
der Konsistenz der Erinnerungsbilder den allerwichtigsten
Koeffizienten der ganzen intellektuellen Tätigkeit. Für diese neue
und interessante These bringt er eine Reihe sprechender Beweise
bei, welche dartun, daß das Zwischengehirn tatsächlich das komplementäre
Organ des Kortex „ist. Ein Schlaf Zentrum gibt es nicht;
das subjektive Gefühl des Überwiegens des Schlafes über die
geistige Tätigkeit wird durch die Erschlaffung jener komplementären
Funktion erklärt. Der Traum kommt durch eine — wenn
auch im Schlafe herabgesetzte — Kortextätigkeit zustande, der das
thalamische Komplement vollständig oder nahezu vollständig abgeht
. Das Buch — für den Laien allerdings nicht leicht verständlich
— ist für den Fachmann um so interessanter. Die Übersetzung
ist im allgemeinen zu loben.
Dr. med. Freudenberg -Brüssel.
Das Christusproblem. Seit geraumer Zeit beschäftigt jeden
religiös fühlenden Gebildeten die Frage nach der Existenz der
Person Christi. Was die Gegner sagten, war durch die Veröffentlichung
des Karlsruher Prof. Dr. Arthur Drews: „Die
Christusmpthe" leicht zu erhalten und hat deshalb auch weithin
nachhaltigen Eindruck hervorgerufen. Jedoch ist diese Information
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