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560 Psych. Studien. XXXVII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1910.)
in die Küche ging, um für sie Thee zu bereiten, sagte, sie
wolle die Mutter begleiten. Diese wußte, wTie es gemeint
war, und bat sie, es zu unterlassen und sie nicht zu erschrecken
. Als die Mutter hinausging, wurde ihr auf der
Treppe das Licht ausgeblasen, wiewohl es windstill war,
und bei der Rückkehr wurde sie von Spukphänomenen begleitet
. Es rauschte wie Papier an ihr vorüber und huschte
durch die Türe ins Zimmer, worauf die Somnambule lachend
frug, ob sie sie bemerkt habe. Als Bruder und Schwester
sich weigerten, die schlafende Mutter zu wecken, von der
die Somnambule gepflegt werden wollte, zwang sie sie
durch Spukerscheinungen: Ein auf dem Ofen befindliches
Stück Brot hüpfte in die Höhe, ebenso die Arzneiflasche
und andere Gegenstände auf dem Tische, und schließlich
wurde der Stuhl samt der darauf sitzenden Schwester in
die Höhe gehobentf (Kerner „Magikon" III, S. 199).
Auch die Seherin von Prevorst gab sich auswärts
wohnenden Freunden durch Klopflaute kund. Kerner traf
mit ihr die Verabredung, sie sollte nach seinem Hause
Klopflaute senden. Als nun alles schon im Bette lag und
nur Kerner und seine Frau noch wachten, hörten sie, wie
in der Luft des Zimmers, sechsmal klopfen (Kerner, „Seherin
von Prevorst," S. 95). Auch in der ausführlich, gerichtlich
konstatierten Geschichte des Klopfens zu Tedworth kommt
das Klopfen als physikalische Leistung eines Lebenden
vor (Glanvil „Saddueismus Triumphatus", IV, S. 1—32. —
Du Prel »Der Tod, das Jenseits* etc. 1. c.)
„ Dieser Parallelismiis kann/ wie du Prel auf derselben
Seite seines bereits erwähnten Buches bemerkt, „bis ins
Detail verfolgt werden. So kommt in Spukgeschichten
häufig das Aufspringen geschlossener Thüren vor und auch
das wird als magische Wirkung Lebender berichtet in der
christlichen Mystik, beim Gang in die Kirche, und der Abt
Tritheim schreibt an den Kaiser Maximilian, sein Bettgenosse
in der Jugend, ein nachtwandlerischer Knabe, sei
oft aufgestanden und, wohin er auch ging, seien vor ihm
die Thüren aufgesprungen* (S. 73).
Prof. Daumer erwähnt auf S. 182, 183 in seinem schon
angeführten Werke (I) folgenden Fall: „Ein Gutsbesitzer
war ein leidenschaftlicher Pferdeliebhaber und hatte für
höhere Dinge offenbar wenig Sinn, machte jedoch die religiösen
Gebräuche seiner Kirche mit. So fuhr er einmal in
ein nahes Dorf, um dort beim Pfarrer das Abendmahl zu
empfangen. Da er den Tag über dort bleiben wollte, so
schickte er den Wagen und die Pferde zurück. Wie nun
der Kutscher die letzteren in den Stall führte, war er
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