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de Jong: Das antike Mpsterienwesen
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rat Dr. Wernekke im vorigen Jahrgang S. 306 ff. eingehend
gewürdigt wurde, bittet uns um Aufnahme untenstehender
Entgegnung auf eine ausführliche Besprechung
seines Buches durch einen der ersten Fachgelehrten, Prof.
Dr. O. Gruppe (Charlottenburg) in der „Berliner Philologischen
Wochenschrift* Nr. 28 vom 9. Juli er. (S. 883—
887), welche, nach Bemängelung einzelner Übersetzungen
und sprachlichen Wendungen, jeden Zusammenhang der
alten Mysterien mit dem modernen Okkultismus bestreitet
und zu dem Schlußurteil gelangt: „Die einzige Ähnlichkeit
bleibt bestehen, daß es den antiken Weihepriestern, wie den
heutigen Spiritisten gelungen ist, sich auch bei klugen
Männern in den Schein des Besitzes höherer Weisheit zu
setzen. — Seine Hauptabsicht hat der Verfasser m. E. nicht
erreicht. Der Nachweis, daß die Mysterien im Grunde genommen
nichts als offizielle Magie waren (S. 198), ist
hinsichtlich der alten Mysterien gar nicht, hinsichtlich der
neueren nur in sehr beschränktem Maße erbracht worden
und konnte mit der Methode, welche die heutige Anthropologie
trotz des kräftigen Warnrufs von Ed. Meyer noch
immer einschlägt, nicht besser erbracht werden. Im einzelnen
aber bietet das Buch doch vieles Brauchbare, was
der Wissenschaft nicht verloren sein wird, zumal der Verfasser
in deutscher Sprache schreibt, statt in seiner Muttersprache
, deren Kenntnis, obwohl jetzt für Philologen und
Historiker unentbehrlich, doch noch immer zu wenig verbreitet
ist. Das damit gebrachte Opfer ist um so höher
anzuschlagen, als er sich gewiß gesagt hat, daß die sehr
zahlreichen Batavismen und sonstigen Sprachfehler bei
übelwollenden Lesern die ernste Wirkung seiner Untersuchungen
beeinträchtigen können.* —
Auf die hierauf vom Verfasser eingesandte kurze „Erwiderung
* erhielt derselbe das nachfolgende redaktionelle
Schreiben, dat. Berlin, 6. Sept. 1910, das ihn wegen der
mit der Aufnahme gemachten Schwierigkeiten veranlaßte,
uns um vollen Abdruck zu ersuchen:
„Sehr geehrter Herr Doktor, die „B. Ph. W.tf ist der
Aufnahme von Entgegnungen sehr entgegenkommend,
aber diese müssen sich darauf beschränken, falsche Angaben
und Mißverständnisse, die sich der Referent hat zu schulden
kommen lassen im Verständnis des Buches, also tatsächliche
Angaben, zu berichtigen. Das ist leider bei Ihrer
Entgegnung zum größten Teil nicht der Fall: 1) Der Referent
erklärt, er sei [hinsichtlich des Spiritismus] Laie;
ob das wichtig (oder richtig? — de J.) ist oder nicht,
wird jeder verständige Leser selbst beurteilen, — durch
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