Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 612
(PDF, 209 MB)
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612 Psych. Studien. XXXVII. Jahrg. 11. Heft. (November 1910.)

Um die von Schopenhauer versuchte Erklärung der
genannten Phänomene £ verstehen, muß man mit feinem
System einigermaßen vertraut sein. Vielleicht genügt es
jedoch, hierüber etwa das Folgende zu wissen^Schopen-
hauer nimmt mit Kant an, daß die uns umgebende Welt
in Wirklichkeit nicht so existiert, wie wir sie wahrnehmen j
sie ist vielmehr nur eine von gewissen Formen und Funktionen
unseres Erkenntnisvermögens abhängige Vo r s t e 11 -
ung. Zu diesen Formen gehören u. a. Zeit und Raum, so
daß also in Wirklichkeit kein Nacheinander und kein
Nebeneinander existiert, folglich auch die Individuen nur
ein Schein sind.H Das wirklich Seiende ist ein All-Eines,
das von Kant in unbestimmter Weise als „Ding an sich"
bezeichnet, von Schopenhauer aber (dadurch, daß er den
Blick nach innen wandte) als „Wille zum Leben" erkannt
wurde. Dieser Wille ist, nebenbei bemerkt, ursprünglich ein
olinder Trieb, der sich auf eine freilich rätselhafte Weise
den Intellekt schafft, um vermittelst seiner zur Selbsterkenntnis
und damit zur Umkehr (Verneinung des Willens)
zu gelangen. Eine andere wichtige Form unseres Erkenntnisvermögens
ist die Kausalität, vermöge welcher jede
Veränderung Wirkung einer anderen, ihr vorhergegangenen
Veränderung ist, die in Beziehung auf sie Ursache, in Beziehung
auf eine dritte, ihr selbst wieder notwendig vorhergegangene
Veränderung aber Wirkung heißt.

Nach diesen Andeutungen dürfte es verständlich sein,
wenn Schopenhauer sagt; „Diese Phänomene (die oben aufgezählten
) sind verwandte Erscheinungen, Zweige eines
Stammes, und geben sichere, unabweisbare Anzeige von
einem Nexus der Wesen, der auf einer ganz anderen Ordnung
der Dinge beruht, als die Natur ist, welche zu ihrer
Basis die Gesetze des Raumes, der Zeit und der Kausalität
hat; während jene andere Ordnung eine tief erliegende, ursprünglichere
und unmittelbarere ist, daher vor ihr die
ersten und allgemeinsten, weil rein formalen Gesetze der
Natur ungiltig sind, demnach Zeit und Raum die Individuen
nicht mehr trennen, und die eben auf jenen Formen beruhende
Vereinzelung und Isolation derselben nicht mehr
der Mitteilung der Gedanken und dem unmittelbaren Einfluß
des Willens unübersteigbare Grenzen setzt... Demgemäß
ist der eigentümliche Charakter sämtlicher hier in Rede
stehender animaler Phänomene „visio in distans et actio in
distans* (Fernsehen und Fernwirken), sowohl der Zeit, als
dem Räume nach.* Diese schwerwiegenden Worte des
Philosophen laufen also darauf hinaus, daß es sich bei den
okkulten Phänomenen um eine Durchbrechung der gesetz-


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