Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 646
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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646 Psych. Studien. XXXVII. Jahrg. 11. Heft. (November 1910.)

Friedrich Schiller hat das soeben gerügte Übel ganz
richtig vorausgesehen, indem er über den „Studiertrieb" in
folgende Klagen ausbricht:

yp wie viel neue Feinde der Wahrheit! Mir blutet die Seele,
Seh* ich das Eulengeschlecht, das zum Lichte sich drängt."

Leider läßt es dieses Eulengeschlecht, wie es Schiller nennt,
nicht dabei bewenden, sich zum Lichte zu drängen, sondern
zeigt sich auch eifrig bemüht, mit seinem Flügelschlage immer
wieder dieses Licht zu verlöschen, sobald es wahrhafte
Vertreter der Wissenschaft, indem sie ihm neuen Brennstoff
zuführen, zu hellerem Glänze zu bringen trachten.

Ein trauriges Beispiel*) dieser Art bietet sich uns in
dem Geschick des edlen Justinus Kerner, dessen rühmenswerte
Absicht, durch Erforschung der dunklen .Region des
Unterbewußten und ihrer Erscheinungen eine Erweiterung
und Vertiefung unserer Erkenntnis anzubahnen, von jener
lichtfeindlichen Schar bisher vereitelt wurde, indem sie sein
erfolgreiches und höchst wertvolles Lebenswerk durch Geringschätzung
und „vornehmes" Ignorieren in dem Schacht
der Vergessenheit zu begraben suchte.

Doch Kerner's Werk wird deshalb nicht verloren
gehen, und seine gute Absicht wird sich, allen Widersachern
zum Trotz, noch erfüllen, denn „das Licht des Himmels
läßt sich auf die Dauer nicht verdunkeln durch Kutten und
Meßgewänder/***) glücklicherweise aber auch
nicht durch Doktorhüte und Professoren-
talare. Gegen den Obskurantismus aber — gleichgilt ig
mit welchen Irrätensionen er auch auftreten mag — sollten
alle jene, denen eine freie geistige Entwickeln
n g und ein sittlicher Fortschritt tief am
Herzen liegt, und die sich das höchste Gut,
die in di v i d u eil e F r e ih ei t, w a h r e n w o 11 e n,
einen Bund schließen und sich geloben:

„Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern

In keiner Not uns trennen und Gefahr.

Wir wollen frei sein, wie die Väter waren,

Eher den Tod, als in der Knechtschaft leben,

Wir wollen trauen auf den höchsten Gott

Und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen."

*) Solche Beispiele ließen sich ins Unendliche vermehren, doch
sei hier nur noch an Baron Reichenbach und Prof. Zöllner erinnert,
welche, weil eine Schar von Obskuranten in der „Wissenschaft" genannten
Körperschaft das große Wort führt, kalt gestellt wurden.

**) Eine bei den modernen Wissenschaftlern und Rationalisten
beliebte Phrase, deren häufige Anwendung wahrscheinlich bezwecken
soll (ähnlich wie beim Prestidigitateur), die allgemeine
Aufmerksamkeit von dem eigenen lichtfeindlichen Tun abzulenken.


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