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678 Psych. Studien. XXXVII. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1910.)
zeigte und ihn daran erinnerte, vor wie langer Zeit sie ihn
als einen hübsehen, wackeren jungen Mann verlassen hatte.
Als er sie dann aber um einen Beweis ihrer Identität bat,
habe sie seine Stirne mit der Hand berührt und auf eine
Warze hingedeutet, zuerst rechts, dann links, wo sie sich
tatsächlich befand. Nun behauptet Morselli, dies sei ein
Beweis, daß es doch nicht seine Mutter wrar, da diese gleich
anfangs hätte wissen müssen, wo der Auswuchs zu finden
sei; auch würde sie bei seinem Namen, von welchem sie
bloß die Anfangsbuchstaben angab, keinen Fehler gemacht
haben. Er, der in diesem Gegenstande so bewandert ist,
scheint also nicht zu wissen, daß die Geister „Niggergeschwätz
schwätzen" (ftalk nigger-talk*), wie Hodgson sagt,
und daß dies Fehler sind, wie sie bei allen wiederkehrenden
Geistern beobachtet wurden, die in der Anwendung der
Dienlichkeit des Mediums sich unbeholfen zeigen und in
Unkunde des Mitteilens zuerst immer Fehler wie diese
machen. Er legt auch einige Bedeutung dem Umstände
bei, daß sie sehr vollbrüstig erschien. Er vergißt, daß die
Phantome ihre Worte, Gesten und Körper dem Medium
entnehmen, eine Tatsache, welche ihm auch das gewöhnliche
(„vulgär*) Benehmen, ihnen liebe Personen zu beißen, erklärt
haben wTürde, wras eben die Phantome gemein haben,
welche von Eusapia erzeugt werden und auch diese Gewohnheit
ihr entlehnen.
Er ist auch im Irrtum, wenn er behauptet, daß alle
Geister, welche sich bisher manifestiert haben, unbekannte
Namen oder Pseudonyme angaben. Der hervorragendste
von allen, „Pelham", war sicherlich [? — Red.] Robinson und
„KatieKing* war Miß Annie Owen Morgan. Es gestatteten
auch in der Tat viele nicht, — wie Morselli's Mutter —,
daß ihre wahren Namen enthüllt werden, und gaben Pseudonyme
an. Dies ist auch der Fall bei den roten Indianern
(„Red Indians*; vergl. Vesme: „Geschichte des Spiritismus*);
bei genauerer Bekanntschaft aber geben sie sich schließlich
zu erkennen, wie dies „Imperator* und „Rector* beiStainton
Moses tat. Es gab jedoch viele, welche der Mrs. Piper und
Stainton Moses erschienen, bloß um ihre Identität, die sich
auch vollständig bestätigte, zu beweisen, und dann nie
wieder zu erscheinen. —
In seinem anti-spiritistischen Eifer wieder stellt Morselli
bei Erwähnung der Phantome von Vassallo's Sohn
und Porro3s Tochter die Hypothese auf, daß Eusapia früher
Mitteilung seitens der Familie bezüglich deren physischer
Charakteristika erhalten hätte, oder aber jene aus dem Unterbewußtsein
der Anwesenden, ihrem Wunsche gemäß, ge-
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